Ich kann seit November 2022 auf neue Kleidung verzichten, aber Bücher finden immer ihren Weg in mein Bücherregal. Ungelesen verbringen sie eine nicht definierte Frist. Neulich las ich irgendwo mal das es nicht schlimm ist, wenn Bücher auf einem Stapel oder in einem Regal verstauben, es ist einfach noch nicht ihre Zeit. Wenn die Zeit kommt, dann kommt auch das Buch an die Oberfläche, oder man erinnert sich daran, dass da noch eins liegt, das gelesen werden will. Neben meinem #12für2024 hab ich mir acht Bücher für den Sommer ausgesucht. Fünf davon will ich noch lesen, zwei hab ich schon angefragen und eins schon beendet.

Meine Top 8 für den Lesesommer 2024

"Allmen und Herr Weynfeldt" von Martin Suter erschienen im Diogenes Verlag. (Foto: Valerie Wagner)
Allmen und Herr Weynfeldt von Martin Suter erschienen im Diogenes Verlag Foto Valerie Wagner

Herr Allmen trifft auf Herrn Weynfeldt. Das ist großartig! An Herrn Weynfeldt kann ich mich nicht mehr richtig erinnern. Das Buch “Der letzte Weynfeldt” ist schon 2009 erschienen und damals habe ich es förmlich verschlungen. Wie alle Bücher von Martin Suter. Zu Johann Friedrich von Allmen habe ich eine besondere Beziehung. Ich habe alle Bände gelesen und bin ein großer Fan!

Martin Suter ist mein absoluter Lieblingsautor. Er schreibt einzigartig. Seine Bücher stillen meine voyeuristischen Bedürfnisse, ohne dass ich dabei eine Straftat begehe. Egal ob zuhause auf der Couch oder im Bus, ich kann Herrn von Allmen beobachten, ihm über die Schulter schauen und sehen, wie er sich bewegt, was er denkt, wie er spricht und sich verhält.

Und auch die anderen Protagonisten wie Carlos und Maria kenne ich schon. Neue Bücher in der Allmen-Reihe werden nie langweilig. Es ist immer wie der Besuch einer langjährigen Freundin, als wäre man nie weggewesen und fühlt sich sofort zuhause.

Sobald ich damit durch bin, werde ich sicher mit Antje in unseren Bücher-Podcast darüber sprechen. Die Bücher von Martin Suter kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen. Dazu zählt nicht nur die Allmen-Reihe sondern auch die Reihe mit Gerri Weibel, Buisness Class oder einzelne Romane wie “Small World”, “Der Koch”, “Elefant” oder “Lila, lila” und “Die Zeit, die Zeit”.

Ein englischer Krimi ganz nach meinem Geschmack

Ich liebe England. Eine meiner besten und langjährigsten Freundinnen (über 25 Jahre) kommt von dort und lebt in der Grafschaft Buckinghamshire. Erst zum zweiten Mal erreichte mich ein “persönliches Leseexemplar”, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Die Autorin Kristen Perrin hat mich von der ersten Seite an von “Das Mörderarchiv – Tante Frances dachte immer, dass sie eines Tages umgebracht wird. Sie hatte recht.” überzeugt. Es ist ihr erster Roman für Erwachsene. Die Geschichte handelt von Annie, die ihre Tante nie kennenlernen sollte. Um das Erbe zu erhalten, muss sie den Mord an Frances aufklären. Mithilfe des “Mörderarchivs”, Tante Frances hatte über die Jahre alle Informationen zentral gesammelt, macht sie sich auf die Suche. Meine Leseempfehlung für alle Krimi- und Englandfans.

"Das Mörderarchiv" von Kristen Perrin erschienen im Rowohlt Verlag. (Foto: Valerie Wagner)
Das Mörderarchiv von Kristen Perrin erschienen im Rowohlt Verlag Foto Valerie Wagner

“Lassen Sie mich durch, ich bin 40!”

"Eine Frau wird älter" von Ulrike Draesner erschienen im Penguin Verlag. (Foto: Valerie Wagner)
Eine Frau wird älter von Ulrike Draesner erschienen im Penguin Verlag Foto Valerie Wagner

Das ist mein Arbeitstitel für meine Kolumne. Ursprünglich wollte ich auch auf dem Weg zur 40 eine schreiben mit dem Titel “Lassen Sie mich durch, ich werde 40”, aber das Leben war kurz vor dieser “magischen” Zahl so anstrengend, dass ich beides nicht geschafft habe. Mal sehen, vielleicht schaffe ich es ja doch noch. Irgendwann. Kurz vor 50.

Denn um diese Zahl oder zumindest dieses Alter geht es unter anderem im Buch von Ulrike Draesner “Eine Frau wird älter”. Jetzt könnte man sagen, meine Güte, man wird halt älter. Stimmt. Männer können das. Bei Frauen ist das Alter immer ein Thema. Weil wir so sozialisiert und kultiviert sind. Das erkennt man gut an den Diskussionen und Berichten rund um Pamela Andersons makeupfreie “Phase”. Einen tollen Text hat die Journalistin Julia Hackober darüber geschrieben.

“Eine Frau wird älter” werde ich mit meiner Podcast-Buddy Antje lesen und in unserem “Die Bücherstaplerinnen”-Podcast besprechen.

Die Sache mit dem Alkohol

Ein Thema mit dem ich mich schon sehr lange, eigentlich mein ganzes Leben lang beschäftige, ist Alkoholkonsum. Meinen ersten und letzten Rausch hatte ich mit 16. Seitdem trinke ich in einem Jahr ingesamt ein Glas. Das hat unterschiedliche Gründe, einer davon ist: Wer will vergorenen Traubensaft trinken? Schimmliges Essen isst man auch nicht. Und: Alkohol ist ein Nervengift.

Doch vor allem ist es gesellschaftlich verankert. Wie sehr habe ich in einem Artikel aufgeschrieben, der entstand, als ich eigentlich über dieses Buch, für diesen Text, schreiben wollte.

Jakob Hein hat das Buch “Betrunkenes Betragen – eine ethnologische Weltreise” wiederentdeckt und übersetzt. Die amerikanischen Ethnologen und Autoren MacAndrew und Edgerton zeigen auf unterhaltende Weise, dass sich Menschen auf der ganzen Welt, betrunken völlig unterschiedliche verhalten

“und zwar je nach Tradition, Situation, historischen Umständen oder Vorbildern aggressiv oder friedlich, schweigsam oder redselig, sangeslustig oder gewalttätig, und sie sind dabei oft bemerkenswert fähig, selbst im Vollrausch noch zu unterscheiden, wen sie küssen oder schlagen – und wen nicht.”. Und sie erkennen, “Nicht der Alkohol ist verantwortlich für unser trunkenes Tun, wir haben es schlicht und einfach so gelernt.”. Gerade letzteres führte dazu, dass der Autor, die Wirkung von Alkohol und die “verminderte Schuldfähigkeit” im Strafgesetzbuch §21, infrage stellt.

"Betrunkenes betragen - eine ethnologische Weltreise" wiederentdeck und übersetzt von Jakob Hein erschienen im Galiani Verlag Berlin. (Foto: Valerie Wagner)
Betrunkenes betragen eine ethnologische Weltreise wiederentdeckt und übersetzt von Jakob Hein erschienen im Kiepenheuer Wisch Verlag Foto Valerie Wagner

Ich bin sehr gespannt auf das Lesen dieses Buchs und werde sicherlich im Podcast oder hier darüber berichten. Weitere Bücher die sich mit dem Thema Alkohol beschäftigen sind:

"Unabhängig" von Eva Biringer, erschienen im Harper Collins Verlag. (Foto: Valerie Wagner)
“Unabhängig – Vom Trinken und Loslassen” von Eva Biringer, erschienen im Harper Collins Verlag. (Foto: Valerie Wagner)
“Dry” von Christine Koschmieder, erschienen im Kanon-Verlag, ist ein autofiktionaler Roman über das Trinken. (Foto: Valerie Wagner)
“Nüchtern” von Daniel Schreiber, erschienen im Suhrkamp Verlag. (Foto: Valerie Wagner)

Ich gewinne selten etwas!

Seit ich mit einer anderen Einstellung an Gewinnspiele rangehe, klappt es! Das Buch “Am Ende ist es ein Anfang” von Dolly Aberton ist so ein Gewinn. Ein Post auf Instagram mit der Bitte “Liken, teilen und kommentieren” ermöglicht am Gewinnspiel vom Hoffmann und Campe Verlag, teilzunehmen. “Klappt ja eh nicht”, dachte ich mir und fischte ein paar Tage später den Roman über vergehende Beziehungen und zwei Seiten einer Geschichte aus dem Briefkasten. Ich habe mich sehr gefreut! Vielen Dank an den Verlag und auch an die Verfasserin oder den Verfasser der netten Notiz!

Im Moment bin ich recht experimentierfreudig und schon gespannt auf die Geschichte. Besonders die ersten Seiten des Romans haben mich bereits in den Bann gezogen. Ich liebe Pro- und Contra-Listen und genau damit startet das Buch!

"Am Ende ist es ein Anfang" von Dolly Alderton, erschienen im Hoffmann & Campe Verlag. (Foto: Valerie Wagner)
Am Ende ist es ein Anfang von Dolly Alderton erschienen im Hoffmann Campe Verlag Foto Valerie Wagner

Wenn du nicht mehr weiterweißt, schreib ein Listicle!

"Content" von Elias Hirschl, erschienen im Paul Zsolnay Verlag (Foto: Valerie Wagner)
Content von Elias Hirschl erschienen im Paul Zsolnay Verlag Foto Valerie Wagner

Herrlich lustig und ironisch geschrieben und komplett abgeholt hat mich der Klappentext zum Roman “Content” von Elias Hirschl.

Die Protagonistin schreibt sinnbefreite Listicles, also Artikel in Listenform à la “7 Tipps für einen flachen Bauch” oder “9 Urlaubsziele die du im Leben gesehen haben musst” oder “5 Übungen für mentale Gesundheit und Nummer 3 wird dich überraschen”. Sowas in der Art. Schlecht gemacht ist das oft Content ohne Inhalt. Welche Ironie! Doch genau darum gehts im Buch. Antje hatte das Buch auch auf ihrer Leseliste und auf ihrem Blog “Das Buchzuhause” eine Rezension darüber veröffentlicht.

Wenn du noch mehr vom Autor Elias Hirschl hören willst, dann empfehle ich dir eine Folge vom Literaturcafé Podcast. Darin spricht Gastgeber Wolfgang Tischer mit Elias Hirschl auf der Leipziger Buchmesse.

Prinz Harry – immer zweite Reihe?

Ja, ich kann ihnen etwas abgewinnen, den Royals. Seit 1998 besuche ich die Insel regelmäßig und auch bei den Monarchen fahre ich vorbei, wenn ich mal in London bin. Auch wenn die Monarchie und das Festhalten der Briten etwas festgefahren wirkt, mich fasziniert das. Und genau deshalb möchte ich das Buch vom “Aussteiger” lesen. Von dem der immer in der zweiten Reihe saß. Zumindest lässt der Titel “Reserve” von Prinz Harry den Eindruck entstehen, dass er eher auf der Reservebank verweilte, als eine aktive Rolle zu haben.

Erstmals erzählt Harry seine Geschichte und soweit es der Klappentext vermuten lässt, startet er mit dem Tod von Lady Di. Ich bin sehr gespannt auf die Lektüre, obwohl ich schon ein paar Rezensionen darüber gelesen habe, die mich eher enttäuschen, weil sie das Buch als “Abrechnung” mit dem Königshaus beschreiben. Auf jeden Fall werde ich hier oder im Podcast berichten.

"Reserve" von Prinz Harry erschienen im Pinguin Verlag. (Foto: Valerie Wagner)
Reserve von Prinz Harry erschienen im Pinguin Verlag Foto Valerie Wagner

Welche Bücher liegen bei dir im Regal oder auf dem (Nacht-)Tisch? Oder hast du schon ein Buch aus meiner Liste gelesen? Schreibs in die Kommentarspalte!

Weiterführende Links

Warum sich so viele Menschen noch für Monarchen-Pomp interessieren – erschienen im Stern von meiner Lieblingsjournalistin Julia Hackober

Christine Koschmieder über »Dry« – Das eigene Leben als Roman – Buchmesse-Podcast 2022 – Literaturcafe Podcast

Warum Alkohol manche enthemmt – und manche nicht – Deutschlandfunk Kultur

Vom Trinken und Loslassen – Deutschlandfunk Kultur

Angeln, ohne einen  Fisch zu fangen – Süddeutsche Zeitung

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Valerie Wagner Journalistin & Podcasterin
… und ich bin leidenschaftliche Podcasterin und Journalistin. Ich hoste vier Podcast-Sendungen. Zwei produziere und hoste ich selbst: Die Podcast-Reportage ist ein Interview-Podcast in dem ich mit interessanten Menschen und Experten spreche. Im Text & Podcast Podcast zeige ich dir wie du einen Podcast startest und dran bleibst. Im Format Follows Story Podcast den ich mit Heike Stiegler co-hoste, geht’s um Geschichten. Und im Die Büchestaplerinnen-Podcast spreche ich regelmäßig mit Antje Tomfohrde über Bücher. Außerdem schreibe ich journalistische Texte für Magazine und bin Mitglied im Redaktionsteam des DFJV-Podcasts.

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Kommentare

2 Antworten zu „Mein Lesesommer 2024“

  1. Hallo Valerie,

    auf die Folge zu “Eine Frau wird älter” freue ich mich schon sehr, denn ich bin fast durch mit dem Buch und habe einiges zu sagen (vor allem spoiler ich hier noch nicht, wie mir das Buch gefällt…).

    Liebe Grüße

    Antje

    1. Liebe Antje,

      ich komme auch gut voran und bin sehr gespannt auf deinen Leseeindruck!

      Grüße, Valerie

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