Text & Podcast

by Valerie Wagner

Zuletzt aktualisiert am 15/10/2023 von Valerie Wagner

Da hatte ich es jetzt ausgesprochen und sogar aufgeschrieben. Mein Motto für 2023: Null Konsum. Jetzt ist es Zeit die ersten Vorbereitungen zu treffen. Dazu nehme ich dich mit. Mit Logbucheinträgen dokumentiere ich die Entwicklungen chronologisch, das Neuste steht immer oben. Vermutlich wird es auch noch den ein oder anderen zusätzlichen Artikel geben, doch damit starte ich jetzt erst mal. Wie immer gilt: Kommentare sind erwünscht? Wie stehts um dein Konsumverhalten?

[yellow_box] Dieser Beitrag dient als Logbuch für meinen Vorsatz Null Konsum im Jahr 2023 und wird regelmäßig aktualisiert. [/yellow_box]

Logbucheintrag 26. August 2023 – Schluss, aus, vorbei!

Ich hab meine Zahlart bei Amazon gelöscht. Immer wieder hab ich mich ertappt wie ich dort mit dem schnellen Daumen doch was bestelle. Das große Nachdenken hab ich stecken lassen und war schon wieder im Bestell-Trott drin. Jetzt ist Schluss! Wild entschlossen bin ich in die Einstellungen und wollte das ganze Konto löschen. Doch! Moment! Denn der Onlineriese hat sich da was ganz neckisches überlegt. Wenn du dein gesamtes Konto löscht, das geht mit ein paar Klicks ganz schnell, sind alle Inhalte weg. Also auch die Kindle-Bücher. Tja und da ich davon noch nicht alle gelesen hab, geht das natürlich nicht. Denn die Bücher möchte ich dann schon gern im virtuellen Regal stehen lassen. Deshalb hab ich jetzt erst mal die Zahlarten gelöscht und das Konto bleibt erhalten. Vorerst.

Logbucheintrag 25. Juli 2023 – Halbzeit beim Nicht-Konsumieren

Null Konsum im Jahr 2023?! Das wird nichts. Ich habe bereits mehrfach konsumiert. Doch ich hab mich bei Amazon deutlich zurückgehalten. Die Bücher kommen nur noch gebraucht über medimops ins Haus und wenn ich etwas brauche, schaue ich zuerst im hiesigen Einzelhandel. Das hat sich definitiv verbessert und ist ein gutes Gefühl.

Logbucheintrag 26. April 2023

Schon im November hatte Correctiv in einer Recherche mit dem Titel „Die Maschine Amazon“ als Video auf YouTube und als Longread veröffentlicht und über die prekären Arbeitsbedingungen des Onlineriesen geschrieben. Ende März 2023 kam eine fünfteilige Podcastserie raus, die ich dir auch empfehlen kann, ich hab sie die letzten Tage durchgebingt: „Klick Klick Boom – Die Maschine Amazon“.

Podcast von Correctiv Klick Klick Boom - Die Maschine Amazon (Screenshot: Valerie Wagner)
Podcast von Correctiv Klick Klick Boom Die Maschine Amazon Screenshot Valerie Wagner

Logbucheintrag 08.03.2023

Meine Amazon-Daten habe ich noch nicht gelesen. Und das bewusste Einkaufen bzw. nicht einkaufen funktioniert recht gut. Vieles hole ich jetzt vor Ort im Laden oder gebraucht. Doch es fällt mir immer noch schwer, es ist einfach zu verlockend, alles liegt nur einen Daumenklick weit weg und könnte am nächsten Tag schon meins sein. Doch ich mache weiter und freu mich schon auf den Tag an dem ich die gesparten Euros zusammenzähle. Schönen Weltfrauentag ihr Lieben! Bis bald.

Ach und Bücher kaufe ich trotzdem. Darauf zu verzichten klappt einfach nicht 🙈.

Logbucheintrag 03.01.2023

Zuerst mal: Ein frohes neues Jahr! Unverbraucht liegt es vor uns und mittlerweile sind es auch nur noch 362 Tage. Lass sie uns sinnvoll nutzen!

Gerade eben hat mir Amazon geschrieben, dass meine Daten nun alle beisammen wären und ich ab jetzt 90 Tage Zeit habe, meine Daten herunterzuladen. Gesagt, getan. Es ist eine Zip-Datei mit 251 MB. Es sind unzählige Dateien und Exceltabellen voll mit Daten. Eine Liste hat mich fürs erste besonders interessiert: Meine Bestellhistorie. Sie geht zurück bis zum 17.11.2008 und endet am 26.12.2022. In dieser Zeit habe ich 19’248 Euro bei Amazon ausgegeben.

Eine E-Mail benachrichtigt mich, dass die Daten, die ich am 27.12. angefragt habe, nun zum Download bereitstehen. Dafür habe ich 90 Tage Zeit. (Screenshot: Valerie Wagner)
Eine E Mail benachrichtigt mich dass die Daten die ich am 2712 angefragt habe nun zum Download bereitstehen Dafür habe ich 90 Tage Zeit Screenshot Valerie Wagner
Nach knapp einer Woche erhalte ich bereits meine angefragten Daten von Amazon. Es ist eine Zip-Datei, die ich mir herunterladen kann. (Screenshot: Valerie Wagner)
Nach knapp einer Woche erhalte ich bereits meine angefragten Daten von Amazon Es ist eine Zip Datei die ich mir herunterladen kann Screenshot Valerie Wagner
Unfassbar viele Dateien enthalten unzählige Exceltabellen mit meinen Daten. Seit November 2008 habe ich knapp 20'000 Euro bei Amazon ausgegeben. (Screenshot: Valerie Wagner)
Unfassbar viele Dateien enthalten unzählige Exceltabellen mit meinen Daten Seit November 2008 habe ich knapp 20000 Euro bei Amazon ausgegeben Screenshot Valerie Wagner

Logbucheintrag 27.12.2022

Das ist nur so ein Gefühl, aber ich dachte, ich starte einfach mal mit meinem Amazon-Konto. Schon Mitte Dezember hatte ich meine Prime-Mitgliedschaft gekündigt. Im September wurde angekündigt, dass die Prime-Mitgliedschaft von 69 Euro auf 89,90 Euro im Jahr steigt. Und das alles für kostenfreien und schnellen Sofort-Versand und … viele Dinge die ich nie genutzt hab. Zum Beispiel Prime-Video. Da gab es zwar ein paar alte Schnulzen und Klassiker der Filmgeschichte, aber richtig ausführlich genutzt hab ich das nie. Oder Audible oder Kindle unlimited und so weiter und so fort, nie gehört oder gelesen. Das ist ja die Krux an unübersichtlichen Abos: ich zahle für Dinge, die ich nicht brauche und nicht nutze. Das Vorhaben schlummerte schon lange in mir, vollkommen überzeugt hat mich dann die Recherche von Correctiv: „Die Maschine Amazon“. Am Liebsten würde ich sogar das Konto löschen. Doch erst sollte ich für die nächste Steuererklärung alle Rechnungen aus 2022 archivieren. Heute habe ich dazu keine Lust.

Hier siehst du, wie ich bei Amazon meine Daten anfordere. Ein Update gibts sobald die Daten da sind. Das dauert vermutlich, denn ich hab alles angefordert.

Schritt 1: Über das Menü "Mein Konto" und "Daten und Datenschutz" auf "Meine Informationen anfordern". Amazon führt mich dann durch einen Prozess. Irgendwie irrsinnig über einen Prozess meine (!) eigenen persönlichen Daten anzufordern. Warum gibts da nicht irgendwo einen Download-Button? (Screenshot: Valerie Wagner)
Schritt 1 Über das Menü Mein Konto und Daten und Datenschutz auf Meine Informationen anfordern Amazon führt mich dann durch einen Prozess Irgendwie irrsinnig über einen Prozess meine eigenen persönlichen Daten anzufordern Warum gibts da nicht irgendwo einen Download Button Screenshot Valerie Wagner

 

Schritt 2: Amazon informiert mich auf der Seite, dass ich eine Anfrage auf Datenauskunft erstellt habe und bittet mich noch auf der Seite, dies über die gesendete E-Mail zu bestätigen. Also eine Art Double Opt-In für meine (!) Daten. Kruder wird es heute nicht mehr, oder? (Screenshot: Valerie Wagner)
Schritt 2 Amazon informiert mich auf der Seite dass ich eine Anfrage auf Datenauskunft erstellt habe und bittet mich noch auf der Seite dies über die gesendete E Mail zu bestätigen Also eine Art Double Opt In für meine Daten Kruder wird es heute nicht mehr oder Screenshot Valerie Wagner

 

Schritt 3: Besagte E-Mail kam an. Ich bestätige. (Screenshot: Valerie Wagner)
Schritt 3 Besagte E Mail kam an Ich bestätige Screenshot Valerie Wagner

 

Schritt 4: Amazon bestätigt die Datenzugriffsanfrage auf meine (!) Daten. (Screenshot: Valerie Wagner)
Schritt 4 Amazon bestätigt die Datenzugriffsanfrage auf meine Daten Screenshot Valerie Wagner

Meine Motivation

Bei diesem Selbstversuch geht es darum, mich von Unnützem fernzuhalten. Ich habe dazu keine Folge Marie Kondo gesehen oder ein Buch übers Aufräumen gelesen. Ich leide an nichts und habe keinen Sammelzwang (Bücher sind die Ausnahme ☺️). Ich will einfach mein Konsumverhalten ändern. Und ehrlicherweise mache ich das auch nicht fürs Klima, weil dann weniger Paketdienste fahren müssen (tun sie nicht), sondern einzig und allein für mich, ob ich es schaffe und für meinen Geldbeutel. Also aus reinem Egoismus. Warum ich das hier hinschreibe? Erwartungsmanagement. Ich will niemand enttäuschen, der hinter meinem Vorhaben eine Ideologie vermutet.

Ich werde mich nicht selbst kasteien, das bedeutet, wenn es notwendig ist – Hose geht kaputt, Schuhe sind durchgelaufen oder ähnliches – kaufe ich. Ich würde mich freuen, wenn du mich ein Stück begleitest und vielleicht ins Kommentarfeld schreibst, wie du das handhabst. Hast du auch schon mal bewusst verzichtet oder andere Erfahrungen gemacht?

[yellow_box] Kommentiere direkt hier unter dem Blogartikel. Durch deine Antwort entsteht ein Gespräch und dein Kommentar kann auch später noch gelesen werden.[/yellow_box]

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Valerie Wagner Journalistin & Podcasterin
Die Journalistin und Podcasterin hostet vier Sendungen. Vom Interview-Podcast „Die Podcast-Reportage“ bis zum educational Podcast „Text & Podcast“. Als Co-Host betreibt sie mit zwei Partnerinen den „Format follows Story“ Podcast über Geschichten und den „Die Bücherstaplerinnen“ über Bücher. Sie schreibt fachjournalistisch über Digitalthemen und Audio-Formate. Berichtet in Reportagen über ihre Reisen und Wanderungen in den Alpen oder im heimischen Schwarzwald und experimentiert mit Sound Design und auditivem Erzählen.

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Kommentare

6 Antworten zu „Logbuch: Null Konsum“

  1. Liebe Valerie,

    ein spannendes Projekt. Ich bin so frei und erzähle mal, wie das be mir in den letzten Jahren lief.
    Ich habe in den Jahren 2017 bis 2022 keine neuen Klamotten gekauft, mit sehr wenigen Ausnahmen: Urlaubsmitbringsel (ein Kleid, zwei Tops, 1 Hoodie), Wäsche und Schuhe.
    Ansonsten gab es nur „Neues“ aus der Butike beim Texttreff-Workshopwochenende.
    Es ist mir nicht schwer gefallen – Klamotten kaufen ist für mich nicht so der Höhepunkt. Das machts einfacher.
    Die Reaktionen darauf waren schon spannend – teilweise völliges Nichtverstehen.
    Mein Kleiderschrank ist nach wie vor mit mehr gefüllt, als ich trage.
    Inzwischen sind ein paar Sachen aber wirklich durch und ich habe mir neue Teile gegönnt – hochwertiges Material und Verarbeitung – die halten jetzt wieder ein paar Jahr(zehnt)e.
    Amazon meide ich wie die Pest.
    So Kleinkram zu kaufen ist nicht so wirklich meins – auch kein echter Verzicht.
    Bücher gibts natürlich immer 🙂
    Und Sockenwolle für neue Socken für mich und andere …

    Viele Grüße
    Heike

    1. Liebe Heike,

      vielen Dank für deinen Beitrag zum Thema. Ich kaufe auch lange nicht mehr so viel wie früher und wenn ich so darüber nachdenke, hab ich zuletzt im letzten Herbst einen neuen Anzug und eine passende Bluse und Schuhe gekauft. Man trägt ja eh nur eine Garnitur und die Kaufsucht ist seit ich in den Dreißigern bin sehr abgeebbt. Zum Glück für Geldbeutel und Kleiderschrank. ☺️

      Wenn ich mir die Nachrichten über die Sache mit den Rücksendungen so ansehe (hier ein Text in der SZ aus 2019 https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/vernichtung-retouren-pakete-1.4483692), also das zurückgesendete Ware vernichtet wird und die Umwelt „vorzugsweise“ in Afrika verschmutzt, will ich gleich doppelt nichts mehr bestellen. Und das obwohl „Die Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes sieht seit Oktober 2020 vor, dass unverkaufte Ware einer Obhutspflicht unterliegt: Das heißt, sie darf nicht mehr zerstört werden; wer sie anbietet, hat dafür Sorge zu tragen, dass sie auch ihrer Verwendung zugeführt wird.“ (Quelle: https://act.greenpeace.de/warenvernichtung-stoppen). Diese Obhutspflicht wird von Behörden aber nicht kontrolliert und ist damit eigentlich unwirksam.

      Ja und Amazon hat mich in seinen Fängen. Das Konto konnte ich nicht löschen, weil sonst auch die eBooks weg wären. Und da ich die ja gekauft habe und noch nicht gelesen, wäre es rausgeschmissenes Geld und ebenfalls (digitale) Verschwendung. Sehr schade, dass es da keine Möglichkeit gibt. Ich hoffe, die fehlende Zahlart unterstützt mich nun beim Nicht-Kaufen. 😉

      Und klar, Bücher gehen immer 📚

      Sei lieb gegrüßt,
      Valerie

  2. Liebe Valerie,
    ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deinem Projekt, über das ich einen Moment nachgedacht habe.
    Natürlich kann ich als Inhaberin eines eigenen kleinen Onlineshops nicht in Jubel ausbrechen, wenn ich „null Konsum“ lese.
    Andererseits bestärkt es mich in meinen eigenen Plänen, die dieser Entwicklung, die ich nicht nur bei Dir beobachte, Rechnung tragen.
    Ich versuche zumindest (und das von Anfang an) nur Dinge zu verkaufen, die eine Funktion erfüllen.
    Für mich selbst kann ich sagen, dass mir Verzicht sehr oft gelingt. Am wenigsten allerdings bei hochwertigen Lebensmitteln. Ich habe angefangen viele Dinge zu verkaufen, um weniger zu besitzen. Wenn ich mit diesem Vorhaben nur auf Menschen wie Dich treffen würde, wäre das schwer.
    Also, ich werde Deinem Projekt folgen und bin gespannt.
    Wir lesen uns!

    1. Liebe Charis,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Ganz klar ist meine Aussage „Null Konsum“ sehr extrem und zugegeben auch ein wenig provokant. Ich habe in den letzten zwei Jahren festgestellt, dass ich einfach kaufe, was ich will. Es ist so schön einfach. Ich suche beim großen Onlinehändler, zack in den Warenkorb und am nächsten Tag im Briefkasten. Aufgefallen ist mir das, als ich mal zwei Exemplare eines Buchs hatte. Dann ist mir das nochmal passiert, dann nochmal und nochmal. Wie dekadent ist das bitte?! Und es geht mir auch darum gerade in solchen Shops wie deinem zu kaufen und nicht beim großen Händler, der eh schon Milliarden scheffelt oder ich gehe in die Stadt und kaufe vor Ort. Schon seit Mitte 2022 kaufe ich Bücher gebraucht, bei Kleidung fällt mir das schwer, bei Schuhen ist es unmöglich für mich. Ich will also erst mal meinen Konsum auf Null setzen, um dann bewusster einzukaufen. Und beim Lebensmitteln geht es mir wie dir, da folge ich dem Motto „du bist, was du isst“.

      Grüße
      Valerie

  3. Liebe Valerie,
    ein spannende Herangehensweise an Dein Nullkonsum-Projekt, dieses Logbuch! Von anderen Minimalisten kenne ich das „No Buy Year“ – eine ähnliche Herausforderung, bei der man im Laufe eines Jahres nur das kauft, was man auch wirklich (ver)braucht (v.a. Nahrung und Kosmetik).
    Die Datenabfrage bei Amazon kannte ich auch noch nicht. Schon erstaunlich, dass Du um Deine Daten bitten musstest. Ich bin gespannt, wie es Dir im Laufe des Jahres mit dem Projekt ergehen wird und wünsche Dir viel Erfolg dabei!
    Herzlich
    Rebecca

    1. Vielen Dank Rebecca,

      ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich Dinge in den digitalen Einkaufswagen lege. Es ist also schon sehr stark verankert. Doch irgendwie tut es auch gut, zu wissen, dass ich das entscheide, ob ich kaufe und wo. Ich bin gerade auf der Suche nach Bookmarks. Am Einfachsten wäre es beim großen Onlinehändler, aber ich gehe diese Woche in die Stadt und suche in den Läden. Mal sehen, ob ich fündig werde.

      Grüße
      Valerie

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