The Kings Bath ist seit 2022 ausgestattet mit Wärmetauschern. (Foto: Valerie Wagner)

Was die römischen Bäder in Bath mit Nachhaltigkeit zu tun haben

Anfang Mai ging es für mich endlich wieder nach England! Mein Lieblingsland in das ich seit 25 Jahren jedes Jahr (bis auf die drei Pandemiejahre) reise, um meine Freundin zu besuchen. Wir haben uns 1998 auf einem Schüleraustausch kennengelernt. Dieses Jahr war, Brexit sei Dank (nicht!), vieles anders. Ich habe meinen Reisepass erneuern lassen und konnte nicht wie gewohnt über die App einchecken, sondern musste persönlich „vorsprechen“. Ich flog ab Basel nach Gatwick – der schrecklichste und ungünstigste Flughafen ever, ich bevorzuge Heathrow oder Luton, beide wurden nicht angeflogen.

Wir haben zwei Tage in Bath verbracht. Dort gibt es allerlei Sehenswürdigkeiten. Zum Beispiel haben wir die römischen Bäder (Roman Baths) besucht, The Pump Room für eine klassische Teatime und lauschten den Künstler:innen die auf dem Platz vor der Abtei Gesang und Gitarrenmusik zum Besten gaben. Und wir haben Jane Austen besucht. Sie lebte von 1801 bis 1806 in Bath.

Soapboxing: Gesang und Gitarrenklänge auf dem Kirchplatz

Beeindruckt haben mich die vielen Sänger und Musiker die abwechselnd auf dem Platz vor der Abbey in Bath ihr Talent – mal mehr, mal weniger ausgeprägt – zeigten. Da war der Gitarrist, der mich mit „Hey There Delilah“ zum Mitsingen animierte oder die Opernsängerin die mit ihrer hohen Stimme mein Trommelfell fast platzen ließ. Und das kostenfrei und unter freiem Himmel. „Soapboxing“ nennt man das. Ein Kofferwort aus Soap und Box, übersetzt „Seifenkiste“. Darauf stellten sich früher schon Leute die etwas zu sagen hatten. Ein bekannter Ort ist zum Beispiel die „Speakers Corner“ im Hyde Park in London. Seit einem Parlamentsbeschluss von 1872 darf hier jeder ohne Anmeldung einen Vortrag zu einem beliebigen Thema halten.1Speakers’ Corner (englisch für „Ecke der Redner“) ist ein Versammlungsplatz am nordöstlichen Ende des Hyde Parks in London in unmittelbarer Nachbarschaft zum Marble Arch. Durch einen Parlamentsbeschluss vom 27. Juni 1872 (Royal Parks and Gardens Regulation Act) darf hier jeder ohne Anmeldung einen Vortrag zu einem beliebigen Thema halten und auf diesem Weg die Vorbeigehenden um sich versammeln. Hinweisschilder weisen aber darauf hin, dass die Britische Monarchie und die königliche Familie nicht Inhalte einer Rede sein dürfen. Quelle: Wikipedia.

Besonders erfolgreich war John Major bei den Unterhauswahlen 1992. Ihm gelang es mit einer Soapboxing-Kampagne den Wahlsieg des Gegeners abzuwenden.2Im Wahlkampf zu den britischen Unterhauswahlen 1992 gelang es dem konservativen Spitzenkandidaten John Major, mit einer Soapboxkampagne den sicher geglaubten Wahlsieg von Neil Kinnocks Labour Party in Großbritannien abzuwenden. Während Labour sich auf professionelle Wahlkampfinszenierungen verließ, betrieb Major einen intensiven Straßenwahlkampf mit einer Vielzahl von klassischen Soapboxauftritten, was ihm mit den Wahlsieg einbrachte, da seine Wahlkampagne als wesentlich authentischer und ehrlicher wahrgenommen wurde als die seines Gegners. Quelle: Wikipedia.

„Thirsty? Hungry? Lonely?“

Es ist jedes Mal ein Erlebnis auf der falschen Straßenseite zu fahren. Auf unserem Roadtrip vom Airport Gatwick nach Bath erheiterte uns wieder mal der britische Humor. Am Straßenrand stand ein Schild mit dem Aufschrift „Thirsty? Hungry? Lonely?“ und dem Hinweis gleich rechts ins Pub abzubiegen. Wenn man nicht durstig oder hungrig ist, sich aber einsam fühlte – auf einem Roadtrip auch möglich – konnte man nette Menschen im Pub kennenlernen. Gewirkt hat es, denn ich schreibe hier darüber. Und herzlich gelacht haben wir auch.

Jane Austen in Bath

Möglicherweise bin ich zu kritisch. Oder ich verkenne die Leistung der Autorin. Oder die des Tourismusbüros. Dann mögen mich die Expert:innen bitte im Kommentarfeld unter diesem Artikel aufklären. Jedenfalls finde ich es immer wieder erstaunlich wie aus Nichts ein Museum gemacht wird. Jane Austen lebte von 1801 bis 1806 in Bath. Und über diese Zeit ist nichts bekannt, weil …

“… fast alle Briefe aus dieser Zeit verloren gegangen sind oder von Familienmitgliedern vernichtet wurden. Schriftstellerisch arbeitete sie in dieser Zeit vermutlich wenig. Lediglich das Romanfragment The Watsons wird meist dieser Zeit zugeordnet.” 3Quelle: Wikipedia Jane Austen

Ehrlicherweise ist das Jane Austen Museum auch keinen Besuch wert. Es ist klein, eng, voll gestopft mit Merchandise und wie schon erwähnt war die Schriftstellerin nicht sehr kreativ in dieser Zeit. Die Bücher und Geschichten von Jane Austen wiederum gefallen mit gut – und ihre Geschichte ist bemerkenswert, allerdings kein Grund nach Bath zu reisen.

Jane Austen Centre in Bath (Foto: Valerie Wagner)
Jane Austen Centre in Bath Foto Valerie Wagner

Ihr Werk “Stolz und Vorurteil” lernte ich als die Verfilmung “Pride and Prejudice”4Quelle: Wikipedia – Pride and Prejudice ist ein britisch-französisches Filmdrama aus dem Jahr 2005 von Regisseur Joe Wright mit Keira Knightley in der Hauptrolle. Das Drehbuch basiert auf dem Roman Stolz und Vorurteil von Jane Austen aus dem Jahr 1813. Der Film wurde von den Universal Studios veröffentlicht. von Regisseur Joe Wright mit Keira Knightley in der Hauptrolle als Eliszabeth Bennet kennen und lieben. Das Buch habe ich bis heute nicht gelesen und liegt auf meinem Bücherstapel 😏. Wer übrigens mehr über meine Lesegewohnheiten, Buchempfehlungen und die Höhe meiner Stapel erfahren will, der sollte “Die Bücherstaplerinnen Podcast” abonnieren.

Die römischen Bäder

Die römischen Bäder in Bath sind sehenswert. Sie wurden …

“[…] ab dem Jahr 43 n. Chr. von den damals dort lebenden Römern aus warmen Quellen erbaut wurden. Diese einzigen heißen Quellen in England waren der Überlieferung schon in vorrömischer Zeit bekannt. Seit der Zeit Elisabeth I. entwickelte sich Bath immer mehr zum Kurort der wohlhabenden Bevölkerung. Daher gibt es noch viele historische Gebäude, insbesondere aus der georgianischen Epoche, in der Stadt. Der stadtbildprägende Werkstein ist der in der Nachbarschaft abgebaute Bath Stone.” Quelle: Wikipedia

Und es ist beeindruckend, was die Menschen damals schon konnten und wussten. Du kannst diese Geschichte und Infos über die römischen Bäder auf sämtlichen Blogs und Websites im Netz durchlesen. Zum Beispiel auf travelling-britain.com, auf england.de oder auf dem Blog von teilzeitreisender.de.

Die römischen Bäder sollen bis zum Jahr 2030 kohlenstofffrei sein

Ich möchte in diesem Text über die Ideen der Behörden in Bath erzählen. Und wie die Idee der Abtei in Bath die Gemeinde auf die Idee brachte die jahrhunderte alten Quellen für die Energiewende zu nutzen.

In den Mendip Hills versickert das Regenwasser in Kalkstein-Grundwasserleitern in einer Tiefe von 2 700 bis 4 300 Metern, wo die geothermische Energie die Wassertemperatur auf 69 bis 96 Grad Celsius erhöht. Unter Druck steigt das erhitzte Wasser entlang der Risse und Verwerfungen im Kalkstein auf, bis es an einigen Stellen im Stadtzentrum von Bath mit einer Temperatur von etwa 45 °C aus dem Boden sprudelt.

Der Bath & North East Somerset Council (B&NES), der die Roman Baths betreibt, hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 die gesamte Anlage kohlenstofffrei zu gestalten. Um die Abhängigkeit von gasbetriebenen Heizungen in der Anlage zu verringern, soll die natürlichen Wärme der Thermalquellen genutzt werden. Das ist seit einigen Jahren ein wichtiges Ziel der lokalen Behörde. 5Quelle: Beratungsagentur Buro Happold, freie Übersetzung der Autorin mit Unterstützung von deepL.

Eine Agentur wurde von der benachbarten Bath Abbey beauftragt, die Möglichkeiten zur Rückgewinnung von Wärme aus den heißen Quellen zu untersuchen. Das Wasser fließt in einem als “The Great Drain” bekannten Kanalsystem, aus den römischen Bädern unter dem Hof der Abtei vorbei und wird in den Fluß Avon geleitet. Die Agentur entwickelte ein System, das mit Hilfe von Wärmetauschern einen Teil der Energie aus dem Abwasser gewinnt um das Kirchengebäude zu heizen6Quelle: borntoengineer.com. Im Jahr 2015 bat B&NES die Agentur eine Machbarkeitsstudie für “The Roman Baths” durchzuführen. Es sollte geprüft werden, ob ein ähnliches System für die Beheizung der Besucherattraktion und das benachbarte Roman Baths Clore Learning Centre und das Bath World Heritage Centre eingesetzt werden könnte.

Eine große Herausforderung ist der hohe Mineralgehalt des Wassers. Es führt dazu, dass die Rohrleitung, meist aus Metall, innerhalb weniger Monate entweder korrodieren oder mit Algen verstopfen.

Insgesamt 16 Wärmepumpen ergänzen das bestehende mit Gas betriebene Heizsystem und erzeugen 100 kW Energie. Das entspricht etwa einem Drittel der Spitzenheizlast der römischen Bäder und machen die Hälfte des jährlichen Energieverbrauchs aus. Im King’s Bath (siehe Bild) wurden eine Reihe Wärmetauscher am Boden installiert. Die Wärmetauscher sind an ein geschlossenes Heizsystem angeschlossen. Das heißt dass das Wasser im System normales Heizungswasser ist und nicht das stark mineralisierte heiße Quellwasser, das die Rohre schnell korrodieren lassen würde. Wie eine Wärmepumpe funktioniert kannst du im Artikel auf heizung.de oder auf waermepumpe.de nachlesen.

The Pump Room

In den Roman Baths haben wir uns sicher zwei Stunden aufgehalten. Danach hatten wir einen Tisch im “The Pump Room” reserviert, um eine original british Teatime zu genießen! Den Afternoon Tea gibt es schon seit 1840. Traditionell wird er zwischen 15 bis 18 Uhr serviert7Quelle: Wikipedia Britische Teekultur

Der Pump Room war einst das Herz der georgischen Gesellschaft. Dorthin strömte die High Society der Stadt, um das Wasser zu genießen, von dem sie glaubte, dass es all ihre Krankheiten und Beschwerden lindern würde. Erbaut wurde das unter Denkmalschutz stehende Gebäude 1789 und ein Jahr später fertiggestellt. Während die Römer in dem mineralhaltigen Wasser gebadet haben, waren es die Georgier, die es im späten 17. Jahrhundert dorthin kamen, um das Wasser zu trinken8Quelle: visitbath.co.uk.

The Pump Room - beeindruckender Raum für eine original britische Teatime (Foto: Emma Henderson)
Im Hintergrund die Abbey Abtei von Bath Vorne The Pump Room beeindruckender Raum für eine original britische Teatime Foto Emma Henderson

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Quellenangaben

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    Speakers’ Corner (englisch für „Ecke der Redner“) ist ein Versammlungsplatz am nordöstlichen Ende des Hyde Parks in London in unmittelbarer Nachbarschaft zum Marble Arch. Durch einen Parlamentsbeschluss vom 27. Juni 1872 (Royal Parks and Gardens Regulation Act) darf hier jeder ohne Anmeldung einen Vortrag zu einem beliebigen Thema halten und auf diesem Weg die Vorbeigehenden um sich versammeln. Hinweisschilder weisen aber darauf hin, dass die Britische Monarchie und die königliche Familie nicht Inhalte einer Rede sein dürfen. Quelle: Wikipedia.
  • 2
    Im Wahlkampf zu den britischen Unterhauswahlen 1992 gelang es dem konservativen Spitzenkandidaten John Major, mit einer Soapboxkampagne den sicher geglaubten Wahlsieg von Neil Kinnocks Labour Party in Großbritannien abzuwenden. Während Labour sich auf professionelle Wahlkampfinszenierungen verließ, betrieb Major einen intensiven Straßenwahlkampf mit einer Vielzahl von klassischen Soapboxauftritten, was ihm mit den Wahlsieg einbrachte, da seine Wahlkampagne als wesentlich authentischer und ehrlicher wahrgenommen wurde als die seines Gegners. Quelle: Wikipedia.
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    Quelle: Wikipedia – Pride and Prejudice ist ein britisch-französisches Filmdrama aus dem Jahr 2005 von Regisseur Joe Wright mit Keira Knightley in der Hauptrolle. Das Drehbuch basiert auf dem Roman Stolz und Vorurteil von Jane Austen aus dem Jahr 1813. Der Film wurde von den Universal Studios veröffentlicht.
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    Quelle: Beratungsagentur Buro Happold, freie Übersetzung der Autorin mit Unterstützung von deepL.
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Valerie Wagner Journalistin & Podcasterin
… und ich bin leidenschaftliche Podcasterin und Journalistin. Ich hoste vier Podcast-Sendungen. Zwei produziere und hoste ich selbst: Die Podcast-Reportage ist ein Interview-Podcast in dem ich mit interessanten Menschen und Experten spreche. Im Text & Podcast Podcast zeige ich dir wie du einen Podcast startest und dran bleibst. Im Format Follows Story Podcast den ich mit Heike Stiegler co-hoste, geht’s um Geschichten. Und im Die Büchestaplerinnen-Podcast spreche ich regelmäßig mit Antje Tomfohrde über Bücher. Außerdem schreibe ich journalistische Texte für Magazine und bin Mitglied im Redaktionsteam des DFJV-Podcasts.

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