Der Untertitel lautet: „Tante Frances dachte immer, dass sie eines Tages umgebracht wird. Sie hatte recht.“ Der hatte mich neugierig gemacht. Doch die ersten Seiten des Buchs hätten mich fast zum Abbruch bewegt. Die Autorin Kristen Perrin nimmt mich mit in das Castle Knoll 1965. Auf einen Jahrmarkt. Seitdem soll es dort das einzige Mörderarchiv in ganz Großbritannien geben.
Warum ich fast abgebrochen hätte? Ich wurde zwar mit einer direkten Rede in die Geschichte gezogen, und die wichtigsten Wörter in einem Krimi fielen in den ersten beiden Sätzen „Knochen“ und „mit düsterem Blick“, doch ich wusste überhaupt nicht wo ich bin. Einzig der Klappentext verrät, das die Geschichte in England spielt.
Die Geschichte
Klappentext: Frances Adams war siebzehn Jahre alt, als eine Wahrsagerin ihr auf dem Jahrmarkt prophezeite, dass man sie ermorden würde. Frances glaubte daran. Ihr Leben lang nahm niemand sie ernst. Bis sie nun, sechzig Jahre später, ermordet wird! Tante Frances hatte also recht. Und sie hat vorgesorgt. Erstens hat sie auf ihrem herrschaftlichen Landgut in Dorset ein besonderes Archiv angelegt. Jede Person aus ihrem Dorf Castle Knoll, die sie auch nur im Entferntesten für verdächtig hielt, taucht dort auf. Zweitens hat sie ein Testament hinterlassen: Wer den Mordfall löst, erbt alles. Schafft es ihre Großnichte Annie oder der fiese Stiefneffe? Da Annie die schrullige alte Dame nie kennengelernt hat, scheint sie klar im Nachteil. Doch dann findet die clevere junge Frau ein Tagebuch der Tante und liest über ein tragisches Ereignis. Annie kombiniert: Unter mehr als einem Dach in Castle Knoll schlummert ein Geheimnis. Nur unter welchem ein mörderisches?
Ist das Knole House vielleicht Castle Knoll?
Googlest du nach „Castle Knoll Großbritannien“ wirst du das Knole House in Kent finden. Das Anwesen liegt in einem der letzten mittelalterlichen Wildparks. Genauso stelle ich mir das Anwesen aus dem Buch vor.
Vita Sackville-West (Victoria Mary Sackville-West, Lady Nicolson war eine englische Schriftstellerin und Gartengestalterin) beschrieb Knole House im Buch Knole and the Sackvilles, das 1922 veröffentlicht wurde. Als ihr Vater 1928 starb, erbte sie den Besitz nicht, da die Erbfolge an die männliche Linie gebunden war.
Ihre Freundin Virginia Woolf legte die Geschichte des Hauses und die der Sackville-Familie ihrer Romanbiographie Orlando zu Grunde. Das Originalmanuskript von Orlando ist in Knole House ausgestellt. Das Herrenhaus diente mehrfach als Filmkulisse, unter anderem im englischen Historiendrama Die Schwester der Königin. Im Januar 1967 drehten die Beatles im Park Promotionfilme für ihre Songs Strawberry Fields Forever und Penny Lane, die mit zu den ersten Musikvideos gerechnet werden.1
Erfahrung als Kulisse hätte das Anwesen, doch im Klappentext und ein paar Seiten weiter beschreibt die Ich-Erzählerin und Hauptfigur Annabelle Adams, genannt Annie, ihre Zugfahrt nach Dorset. Die Geschichte spielt also in Südwest England.2
Lockere Lektüre für zwischendurch
Annie ist mir von Beginn an sympathisch. Sie hat eine beste Freundin namens Jenny. Annies Mutter ist Künstlerin. Doch dann hört es auch schon auf mit den Figuren. Es fiel mir schon bei „Die Säulen der Erde“ schwer, die verschiedenen Protagonisten zu behalten – bis ich irgendwann den Stammbaum fand … zu spät. In Perrins Krimi „Das Mörderarchiv“ kommen ebenfalls einige Charaktere zum Einsatz und es wird durch die Rückblenden noch schwerer allen Figuren folgen zu können. Zumindest habe ich damit Schwierigkeiten. Klammert man das Figurenkarussell aus, ist das Buch unterhaltsam und keine schwere Lektüre im Sinne von tiefgründigen Erkenntnissen. Es ist was drauf steht: Ein Krimi der leicht und unterhaltsam zu lesen ist.
Es ist das erste Band der Mörderarchiv-Reihe. Der zweite Band heißt „Das Mörderarchiv – Der Tod, der am Dienstag kommt“.
Das Mörderarchiv – Tante Frances dachte immer, dass sie eines Tages umgebracht wird. Sie hatte recht., von Kristen Perrin, übersetzt von Suann Rehlein, erschien im Rowohlt Polaris Verlag und wurde mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
Die Autorin: Kristen Perrin
Kristen Perrin stammt aus Seattle. Sie schrieb bisher überwiegend Kinderbücher und „Das Mörderarchiv“ ist ihr erster Krimi für Erwachsene.
Kristen Perrin stammt aus Seattle. Nachdem sie dort mehrere Jahre als Buchhändlerin gearbeitet hat, zog sie für ihr Magisterstudium und den PhD nach Großbritannien. Sie lebt mit ihrer Familie in Surrey im Süden Englands, wo sie gerne in Antiquariaten stöbert, mit ihren zwei Kindern im Matsch herumstapft und zu viele Pflanzen sammelt. «Das Mörderarchiv» ist ihr erster Roman für Erwachsene.
Rowohlt Verlage
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