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Ist der Anfang das Ende beim Bloggen und Podcasten?

Ich kann es nicht mehr hören, lesen und sehen! Diese Artikel, Podcasts oder Videos die erklären, wie ich bloggen soll, wann ich veröffentlichen soll, dass mein Inhalt Mehrwert bieten soll, wann ich auf Social Media posten soll und so weiter und so fort. Besteht die Online-Welt nur aus Anfängern? Wo sind die Artikel für Fortgeschrittene? Wer gibt mir Tipps, wie ich meinen Blog und Podcast weiter voranbringen kann? Ich frage mich schon länger: Ist der Anfang das Ende beim Bloggen und Podcasten?

Blogtipps für Fortgeschrittene – wo seid ihr?!

Als ich 2016 einen Blog und Podcast über digitales Hotelmanagement gestartet habe, war das eine grüne Wiese. Ich hatte keine Ahnung, wie ich Inhalte ins Netz bringe. Über Artikel und Videos habe ich mir das Wissen angelesen und bin am 01. Januar 2017 online gegangen. Elf Monate später ging meine erste Podcastfolge online. Die Feinheiten der Audioproduktion lernte ich genauso. Lesen, sehen, testen und üben, üben, üben. Und trotzdem habe ich immer das Gefühl, da geht noch mehr. Da muss es doch noch einen letzten Kniff geben.

Doch wenn ich im Netz „Bloggen für Fortgeschrittene“ oder „Podcasten für Fortgeschrittene“ suche, bekomme ich keine Ergebnisse. Ich finde Artikel über „Wie du mit dem Bloggen anfängst“, „Wie du deinen Podcast einfach und schnell startest“, „Wie du WordPress installierst“ oder – und das finde ich sehr irreführend – „Erfolgreiches Bloggen – Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene“. Das passt doch nicht zusammen! Schon gar nicht, wenn ich darin lesen kann, wie ich meinen Blog designen soll, wo ich hosten soll, ob ich ein Nischenthema besetzen soll und wie. Das weiß ich als Fortgeschrittener schon. Denn ich habe ja bereits ein Blog. Diese Gedanken habe ich mir vorher gemacht, als ich die Strategie und mein Ziel definiert habe.

Als fortgeschrittene Bloggerin stehst du ziemlich alleine da. Möglicherweise ist es ein Geschäftsmodell. Vielleicht finde ich keine Artikel darüber, weil die Blogexperten ihr Wissen in einen Onlinekurs gepackt haben, den ich kaufen kann.

Fehlanzeige!

Auch die Onlinekurse richten sich ausschließlich an Anfänger. Es ist zum verrückt werden!

Das Netz ist voll von Wissen und Tipps über Contentmarketing. Warum Unternehmen oder Einzelunternehmer es anwenden sollten, wie sie es erfolgreich umsetzen und sich strategisch ausrichten. Es gibt virtuelle Assistenten, die bei der Umsetzung helfen und Zeit schenken, indem sie ihre Zeit verkaufen, um Inhalte für Unternehmen zu erstellen. Content Creator, Webtexter oder Video-Produzenten bieten dafür ihre Dienste an.

Einfach weiterbloggen?

Vielleicht liegt die Lösung auch so nah und ich sollte „einfach weiterbloggen“? Ist es tatsächlich so einfach? Oder so beschränkt? Als Privatperson, okay. Ich kann damit nicht leben, weil ich mich immer entwickeln will. Das war für mich ein Grund, Hotel-O-Motion aufzugeben und daraus ist Text & Podcast entstanden. Umfirmiert, sozusagen. Die Zielgruppe erweitert. Die Themen breiter aufgestellt.

Ich betreue auch ein Unternehmensblog. Das kostet Zeit und Geld – und das nicht wenig. Einfach weiterbloggen, ist nicht unser Anspruch. Während wir vor einem Jahr „einfach mal gestartet sind“, haben wir für 2022 das Ziel definiert die Reichweite zu erhöhen. Das Unternehmensblog soll Anlaufstelle für alle sein, die Informationen brauchen. Und für Journalisten, die im besten Fall dann über uns schreiben bzw. uns kontaktieren. Doch auch bei Corporate Blogs hört es beim Anfangen auf.

Ich hab mal beim Google „Tipps für fortgeschrittene Unternehmensblogs“ eingetippt.

Das ist das Ergebnis:

Auch Unternehmensblogs fangen nur an, Tipps für fortgeschrittene Corporate Blogs gibt es nicht.
Auch Unternehmensblogs fangen nur an Tipps für fortgeschrittene Corporate Blogs gibt es nicht

An der Suchmaschine liegt es nicht, denn wenn ich bei Ecosia oder DuckDuckGo suche, erhalte ich ähnliche ernüchternde Ergebnisse:

Mein Fazit dieser Internetrecherche: Das Anfangen ist das Ende beim Bloggen und Podcasten.

Oder haben die Autoren der Artikel einfach die SEO-Hausaufgaben nicht gemacht?

Was kannst du noch daraus machen?

In einem Gespräch mit Heike Stiegler aka Mrs. Mobile kam raus, dass ich Recherchen als Zusatz zur fertigen Reportage veröffentlichen könnte.

Dazu solltest du wissen, dass ich aktuell nebenberuflich ein Journalismusstudium absolviere. Das Interview mit dem Protagonisten aus dem Text beispielsweise als Podcast herausgeben kann. Heike hat viele solcher Ideen. Schau mal bei ihr vorbei. Sie bloggt und podcastet selbst und erklärt wunderbar einfach, wie mobiles Reporting funktioniert.

Vielleicht ist „Bloggen für Fortgeschrittene“ genau das: Die Weiterverwertung von Text in andere Content-Formate. Der Perspektivenwechsel. Oder auch wie die Geschichte entstanden ist; das Storytelling hinter dem Storytelling sozusagen. Das geschieht meines Erachtens nach viel zu selten. Viele veröffentlichen einen Blogartikel, verteilen ihn noch auf Social Media, verlinken ihn vielleicht im Newsletter und das war‘s. So mache ich das auch und das ist total schade. Denn ein Stück Content überlebt doch viel länger, wenn daraus noch mehr entsteht.

Bloggen und Podcasten ist ausschließlich auf Marketing ausgerichtet

Kaufen Sie, kaufen Sie! Das schreien die Litfaßsäulen im Netz den Besuchern entgegen. An vielen Stellen. „Sales Funnel“ heißt das im Fachjargon. Ein trichterförmiges Gebilde, in das oben ganz viel reingeschüttet wird und unten dann die richtigen Kunden rauskommen. Die, die kaufen und angeblich bleiben, die zu „Superfans“ werden. Ach, ich kann es nicht mehr hören.

Dazu gehört auch „Das Geld liegt in der Liste“. Es mag sein, dass Newsletter-Abonnenten grundsätzlich loyaler sind, als Besucher, die über Social Media oder die Suchmaschine kommen. Newsletter-Abonnent:innen wollen erst mal mehr von dir wissen und erlauben dir, sie direkt anzuschreiben. Das ist großartig! Wenn ich mir aber ansehe, wie viele meiner Abonnenten meine Newsletter öffnen– und ich gehe davon aus, die E-Mail auch lesen– auf einen Link klicken oder antworten; sehe ich mir an, mit welchen Inhalten (und Betreffzeilen) Unternehmen Newsletter versenden und in welcher Menge, bestätigt sich mir meine Annahme: Das Geld liegt überall, aber sicher nicht in der Liste. Es herrscht leider Masse statt Klasse.

Erzähl Heldengeschichten!

Dabei ist Blog-Marketing doch so viel mehr, als platte Werbung. Unternehmen bloggen oder lassen sogar ihre Mitarbeiter:innen schreiben.

Meine meistgelesenen Artikel und meistgehörten Podcasts sind die mit persönlichen Geschichten. Wenn ich diese Art von Text veröffentliche, rutscht mir kurz davor immer das Herz in die Hose. Verrate ich zu viel, langweilt das die Leute nicht? Die Aufrufzahlen erzählen es: nein. Du magst persönliche Geschichten.

Wie ist das bei dir? Erzählst du Geschichten?

Darin musst nicht du der Held oder die Heldin sein. Doch eine Geschichte (weiter-) zu erzählen, das ist das was Leser:innen, Hörer:innen und Social-Media-Follower packt. Daraus entsteht nicht sofort ein Lead, aber eine Verbindung. Du baust ein Netzwerk auf. Das ist viel nachhaltiger als der schnelle Euro durch werbliche Artikel. Dabei musst du unterscheiden, zwischen einem „harten“ (materiellen) Produkt – das man locker in einem Onlineshop verkaufen kann; und einer Dienstleistung, also ein „weiches“ (immateriellen) Produkt, das vielleicht erst entsteht, wenn man es kauft und in Anspruch nimmt.

Bloggen und Podcasten für Fortgeschrittene ist Trial & Error!

Während des Schreibens dieses Artikels bin ich immer wieder hängen geblieben. Ich hab ihn mehrmals umgeschrieben, die Richtung geändert und mich dann doch entschieden zuzugeben: Bloggen für Fortgeschrittene kann dir keiner beibringen. Es besteht aus Trial & Error für dich oder dein Unternehmen. Für mich ist Bloggen für Fortgeschrittene mein Journalismus-Studium. Andere versuchen sich im Storytelling, wieder andere im Wieder- und Weiterverwerten vorhandener Inhalte. Ich will aus meinen Geschichten was Rundes machen. Also eine Reportage ergänzen mit Recherche-Interviews als Podcasts. Oder ein Text über die Entstehung von Reportagen und Geschichten.

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Valerie Wagner Journalistin & Podcasterin
… und ich bin leidenschaftliche Podcasterin und Journalistin. Ich hoste vier Podcast-Sendungen. Zwei produziere und hoste ich selbst: Die Podcast-Reportage ist ein Interview-Podcast in dem ich mit interessanten Menschen und Experten spreche. Im Text & Podcast Podcast zeige ich dir wie du einen Podcast startest und dran bleibst. Im Format Follows Story Podcast den ich mit Heike Stiegler co-hoste, geht’s um Geschichten. Und im Die Büchestaplerinnen-Podcast spreche ich regelmäßig mit Antje Tomfohrde über Bücher. Außerdem schreibe ich journalistische Texte für Magazine und bin Mitglied im Redaktionsteam des DFJV-Podcasts.

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Kommentare

2 Antworten zu „Ist der Anfang das Ende beim Bloggen und Podcasten?“

  1. Liebe Valerie! Vielen Dank für deine nachdenklichen Zeilen. Sie haben mir gerade enorm geholfen. Mitten in einem Kurs wo es um bloggen, den Trichter, SEO und das große G geht. Ich möchte in erster Linie für meine Kunden schreiben und bin da ein ziemlicher Anfänger – immer noch, weil ich auch nach dem Trial and Error Prinzip verfahre. Bis jetzt hat es ganz gut funktioniert und ich habe die Menschen erreicht, die ich erreichen wollte.
    Bloggen für Fortgeschrittene kann man vielleicht auch mit Geschichten aus dem Leben gleichsetzen. Wenn wir uns nur noch darauf konzentrieren alles zu analysieren und Stunden mit Keywordrecherche etc.. verbringen, wo bleibt dann das Herz? Das Leben? Ich setz jetzt einfach mal auf gute Geschichten rund um meinen Betrieb. Mal sehen ob’s trotzdem gelesen wird.
    Viele Grüße, Uta

    1. Liebe Uta,

      genau so sehe ich das auch. SEO, Online-Marketing, Social Media & Co. – das muss man kennen und können. Aber die Geschichten kann man nur mit Herz und Leidenschaft erzählen. Und ohne den Gedanken unbedingt etwas verkaufen zu wollen oder gar müssen. Mit Geschichten überzeugen, das ist das, was zählt. Ich mache mir darüber schon seit längerer Zeit Gedanken. Schön, dass dir mein Beitrag geholfen hat. Ich lese deinen Blog und deine Beiträge (egal wo) sehr gerne.

      Grüße
      Valerie

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