Wann hast du zuletzt etwas aufgeschrieben? Nee, kein Einkaufszettel. Wirklich etwas aufgeschrieben auf Papier oder im Schreibprogramm. Ein Text mit Gedanken vorweg und Struktur.

Ich musste schon einige Zeit überlegen, bis mir für den Impuls von Anna Koschinski zur Blognacht etwas eingefallen ist. Vor allem als sie sagte, „denk an den Mehrwert für deine Leser:innen“. Ich hoffe, du kannst etwas aus meinem Text für dich mitnehmen.

Annas Schreibimpuls lautet: „Dieses Wort hat eine besondere Bedeutung für mich.“ Ich liebe es, wenn ich höre: „Dazu hab ich etwas aufgeschrieben“ oder „Dazu hat xy ein Stück geschrieben“.

Die „etwas aufschreiben“-Melodie

Sobald das jemand sagt, stelle ich mir vor, wie der Mensch Füllfederhalter und Büttenpapier zur Hand nimmt und in epischer Länge einen Brief schreibt. Oder wie er oder sie vor einer Schreibmaschine sitzt, eine in der du dir zwischen den Buchstaben die Finger einklemmst, wenn du daneben tippst – bei dieser Vorstellung höre ich auch den Klang beim Zurückschieben des sogenannten Wagens mit dem silbernen Hebel an der Seite – Bling! und weiter im Text. Aufschreiben heißt, präzise sein, Bilder im Kopf des Lesers oder für dich selbst schaffen, das berühmte Kopfkino. Ich stelle mir auch vor, wie jemand hektisch auf einem Notizblock mitschreibt, um sich später daran zu erinnern und es dann schön aufzuschreiben.

Wir schreiben täglich. E-Mails, WhatsApp- oder Facebook-Nachrichten. Ich schreibe auch lieber, nur selten versende ich Sprachnachrichten. Dann könnte ich auch gleich telefonieren. Wir tippen Tweets und allerlei Social-Media-Posts. Doch wirklich „etwas aufschreiben“, das geht nach meinem Empfinden nur in Langform. Auf Papier. Oder online auf (m)einem Blog.

Eine Tüte Buntes

„Aufschreiben“. Das Wort erzeugt eben diese Bilder in meinem Kopf und das finde ich schön. Der Schreibende beschäftigt sich mit etwas, beobachtet und schreibt es auf, um andere daran teilhaben zu lassen. Leser:innen werden informiert, unterhalten oder weitergebildet. Die Autorin denkt nach, strukturiert, bringt alles in logische oder chornologische Reihenfolge und erzählt eine Geschichte. Sie will eine Botschaft vermitteln, auf etwas hinweisen, einen Impuls geben.

Was schreibst du auf? Und wie? Ich schreibe Briefe, selten Geschichten, regelmäßig Power Point Präsentationen und hin und wieder Tagebuch. Buchstaben überall! Andere schreiben Bücher, meistens am Laptop, viele schreiben Einkaufszettel auf Papier. Wir schreiben Geburtstagskarten, Grußkarten, Gedenkkarten. Dieses „aufschreiben“ ist so vielfältig. Und was dir fällt auf? Ohne Text geht es nicht.

„Ohne Text singt keiner mit“

Das hab ich mal auf dem Cover eines Notizbuchs gelesen. Ich hab beim Lesen geschmunzelt – weils stimmt: „Ohne Text singt keiner mit!“. Kein Video, kein Film, kein Podcast funktioniert ohne Drehbuch. Schauspieler:innen bleiben ohne Text stumm. Speaker brauchen Text für ihre Vorträge, Lieder kannst du nur mit Text mitsingen, außer du kennst es auswendig, aber auch dafür brauchst du zuerst etwas Aufgeschriebenes. Ist das nicht sensationell?!

Aufschreiben; starkes Verb; Häufigkeit: 2 von 5

So steht es im Duden. Die Häufigkeit misst der Duden computergeneriert mittels des Dudenkorpus. Das ist eine digitale Volltextsammlung mit mehr als 5 Milliarden (!) Wortformen aus Texten der letzten 25 Jahre. Alternativen sind: niederschreiben (auch schön) oder schriftlich festhalten. Und das Wort gehört zum Wortschatz des Goethe-Zertifikats B1. Gut zu wissen!

Aufschreiben statt hinschreiben

Vieles, was wir aufschreiben, schreiben wir einfach so hin. E-Mails im Berufsalltag oder Nachrichten im Firmenchat über Teams. Auch der ein oder andere Social-Media-Post auf Facebook oder LinkedIn. Da wird nichts aufgeschrieben, es wird einfach rausgehauen.

Ich denke, wir sollten viel sensibler damit umgehen, was wir veröffentlichen, insbesondere auf Social Media. „Aufschreiben statt hinschreiben!“ sollte der Leitsatz sein, wenn wir etwas posten.

Das ist die andere Seite der Medienkompetenz: „Sendebewusstsein“. Nicht zu verwechseln mit Sendungsbewusstsein. Mit „Sendebewusstsein“ meine ich, zu wissen, dass meine „Sendung“ im Sinne von Texten oder Social Media Posts eine Auswirkung haben. Ich erreiche damit andere Menschen und „sende meine Botschaft“, vielleicht beeinflusse ich auch den ein oder anderen. Deshalb bin ich dafür verantwortlich, keinen Quatsch in die Welt zu blasen. Und im Zweifel, das wusste schon mein Fahrlehrer, stehen bleiben und nicht abbiegen – also lieber nichts posten.

Aus Gedanken entsteht Text

„Aufschreiben“ heißt für mich: Ich mache mir Gedanken, strukturiere sie und lasse sie über Füller oder Tastatur in einen Text fließen. Ich denke darüber nach, wähle meine Worte (hoffentlich weise) und teile meinen Leser:innen etwas mit. Das gelingt mir nicht immer, aber ich arbeite daran. Nach fünf Jahren bloggen und Social Media ist weniger aufschreiben, mehr.

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Du könntest jetzt auch etwas aufschreiben. Nämlich unter diesem Beitrag ein Kommentar hinterlassen und aufschreiben, was du davon hältst. Welches Wort hat eine Bedeutung für dich?

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Die Blognacht mit Anna Koschinski

Die Idee zu diesem Text entstand bei der Blognacht von Anna Koschinski. Sie bietet einmal im Monat das kostenlose Zoom-Event an. Dort trifft man sich zum Schreiben in einem illustren Kreis von Bloggern, Textern, Online-Marketing-Menschen und schreibt vor sich hin. Anna hat die Blognacht im März 2021 ins Leben gerufen, um dabei zu helfen, dass mindestens ein Artikel im Monat online geht. Ich nehme gerne an der Blognacht teil, denn Annas Schreibimpulse sind immer wertvoll.

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Valerie Wagner Journalistin & Podcasterin
… und ich bin leidenschaftliche Podcasterin und Journalistin. Ich hoste vier Podcast-Sendungen. Zwei produziere und hoste ich selbst: Die Podcast-Reportage ist ein Interview-Podcast in dem ich mit interessanten Menschen und Experten spreche. Im Text & Podcast Podcast zeige ich dir wie du einen Podcast startest und dran bleibst. Im Format Follows Story Podcast den ich mit Heike Stiegler co-hoste, geht’s um Geschichten. Und im Die Büchestaplerinnen-Podcast spreche ich regelmäßig mit Antje Tomfohrde über Bücher. Außerdem schreibe ich journalistische Texte für Magazine und bin Mitglied im Redaktionsteam des DFJV-Podcasts.

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