So bekommst du richtig gute Tonqualität für deinen Podcast

Guter Ton spielt in der zwischenmenschlichen Kommunikation und insbesondere für unsere Ohren eine große Rolle. Akustisch geht es dabei hauptsächlich um Schall. An großen Bahnhöfen, wie München, Zürich, Köln usw. kannst du das gut beobachten. Die Ansagen sind kaum verständlich und verursachen immer ein Grundrauschen im Ohr. Durch die Architektur, hohe Wände und glatte Oberflächen, schallt jeder Ton in der Bahnhofshalle zurück und bricht sich erneut. Ein unangenehmer Geräuschpegel entsteht. Ich bin froh, wenn ich in meinen Zug steigen kann und dort einen Sitzplatz im Ruhebereich finde.

Ähnliches stelle ich in Hotels und Restaurants fest. Das Design hat sich geändert, denn heute gilt Minimalismus als stylisch und schick. Sehr zum Leitwesen der Ohren. Wo früher noch Vorhänge aus Molton-Stoff hingen, gibt es heute Plissees oder gar keinen Fensterschmuck. In Restaurants in denen früher Tischdecken über einen mit Molton bezogenen Tisch gelegt wurden, zieren heute höchstens Tischsets die Tafel. Das Ergebnis: Immer mehr glatte Oberflächen an denen Schall abprallt und als Brummen, Summen oder Rauschen im Ohr ankommt. Interessanterweise ist genau dort die Akustik schlecht, wo viel gesprochen wird. Das ist unangenehm und an solch einem Ort möchte ich nicht länger sitzen als nötig.

Guter Ton ist wesentlich für gute Podcasts. Wenn der Ton nicht stimmt, es zischt und knirscht, die Gesprächspartner klingen, als hätten sie in eine Blechbüchse gesprochen, hört sich das niemand an. Das Ergebnis: Der Inhalt wird zweitrangig und die Hörer:innen brechen ab.

Die Grundlage für angenehme Akustik im Podcast legst du bereits bei der Aufnahme. Einiges kannst duim Schnitt „retten“. Schlecht aufgenommene Gespräche mit massiven Hintergrundgeräuschen oder übersteuerter Sprache solltest du  besser neu aufnehmen.

Das Smartphone reicht fürs Podcasten nicht!

Einige Podcaster:innen behaupten, ein Smartphone, dass über ein integriertes Mikrofon und eine Aufnahme-App verfügt, wie beispielsweise die Sprachmemo-App beim iPhone, würde fürs Podcasten ausreichen. Da muss ich vehement widersprechen!

Die eingebauten Smartphone-Mikrofone können weniger als professionelle Geräte und dienen allenfalls zum Telefonieren, für persönliche Aufnahmen, die niemand anderes hört oder für Sprachbefehle. Aber nicht für das Podcasten. Der Grund liegt in den verbauten Mikrofonen mit Kugelcharakteristik – und die nehmen Schall von allen Seiten gleich laut auf. Zudem verfügen Sprachmemo-Apps nicht über eine Aussteuerungsanzeige. Die brauchst du, um zu erkennen, ob deine Aufnahme übersteuert, also zum Monitoring. Eine optimale Aufnahme liegt zwischen –12dB und -3dB. Wenn der Pegel über 0 dB ausschlägt, ist die Aufnahme übersteuert.

Mobiles Podcasten mit externen Mikrofonen

Das Polardiagramm zeigt eine Kugel. Ein Mikrophon mit dieser Richtcharakteristik nimmt Schall aus allen Richtungen auf. (Grafik: Valerie Wagner)

Das Polardiagramm zeigt eine Kugel. Ein Mikrophon mit dieser Richtcharakteristik nimmt Schall aus allen Richtungen auf. (Grafik: Valerie Wagner)

Diese Richtcharakteristik ist zum Beispiel in Ansteckmikrophonen verbaut. Deshalb ist es empfehlenswert sie in ruhigen Kulissen zu verwenden, sonst sind Hintergrundgeräusche zu hören. Der Vorteil liegt gerade beim Ansteckmikrophon darin, dass der Sprecher nicht direkt hineinsprechen muss und sich freier bewegen kann.

Mit dem Lavalier Mikrofon und der Røde Reporter App lassen sich Gespräche mit gutem Ton aufnehmen. (Bild: Valerie Wagner)

Mit dem Røde Lavalier Mikrofon (*Affiliate Link) und der Reporter App lassen sich Gespräche mit gutem Ton aufnehmen. (Bild: Valerie Wagner)

Mit dem richtigen Mikrofon, zum Beispiel dem Røde Lavalier im Set, lassen sich wunderbar Podcastgespräche aufnehmen. Passend dazu gibt es für iOS und Android die Røde Reporter App. Damit wird das Smartphone zum mobilen Aufnahmestudio. Zwei Nachteile hat dieses Setup: die Bewegungsfreiheit ist durch die Kabelverbindung eingeschränkt und es können nur zwei Personen aufgenommen werden.

Mit einer Funkstrecke von Røde (*Affiliate-Link) umgeht man den Kabelsalat. Die Gesprächspartner haben Bewegungsfreiheit und dennoch guten Ton. (Bild: Valerie Wagner)

Mit einer Funkstrecke von Røde (*Affiliate-Link) umgeht man den Kabelsalat. Die Gesprächspartner haben Bewegungsfreiheit und dennoch guten Ton. (Bild: Valerie Wagner)

Die Krux mit dem Kabel kann man mit einer Funkstrecke umgehen. Das Røde Wireless Go II verfügt über zwei Sender und einen Empfänger. Der Empfänger wird mit einem USB-C auf Lightning Flachbandkabel, in diesem Fall an ein iPhone, angeschlossen. Die Einstellungen für Sender und Empfänger nimmt man in der Røde Central App auf dem Desktop vor.

Damit man die Funkstrecke von Røde ans iPhone anschließen kann, braucht man leider ein extra Kabel. (Bild: Valerie Wagner)

Damit man die Funkstrecke von Røde ans iPhone anschließen kann, braucht man leider ein extra Kabel. (Bild: Valerie Wagner)

Ein mobiles Handmikrofon erhält man, wenn man das MV88 von Shure nutzt. Das handliche Kondensatormikrofon passt in jede Hand- und Hosentasche. Gespräche oder Atmosphäre kann man damit über die MOTIV Audio App aufnehmen. Es ist auch für Videoaufnahmen oder Instagram Stories geeignet. Denn guten Ton braucht man für Audio und Video!

Das Shure MV88 passt in jede Tasche und verwandelt das iPhone in ein Handmikrofon. Damit kann man hervorragend Atmo aufnehmen. (Bild: Valerie Wagner)

Das Shure MV88 (*Affiliate-Link)passt in jede Tasche und verwandelt das iPhone in ein Handmikrofon. Damit kann man hervorragend Atmo aufnehmen. (Bild: Valerie Wagner)

Das Mikrofon im Smartphone reicht für mobiles Podcasting nicht aus. Mit Lavalier oder Funkstrecke lassen sich auch unterwegs gute Töne einfangen. Durch die Kugelcharakteristik werden Hintergrundgeräusche mitaufgenommen. Das macht das mobile Podcasten aus und bringt Atmosphäre in die Aufnahme. Wer lieber trockene Töne bevorzugt, sollte im Studio aufnehmen und mit Mischpult sowie professioneller Schnitt-Software arbeiten.

Im Studio geht’s an die Niere!

Das Polardiagramm zeigt eine Niere. Ein Mikrophon mit Nierencharakteristik nimmt vorrangig Schall von vorne auf, blendet Töne von hinten (180 °) aus.

Das Polardiagramm zeigt eine Niere. Ein Mikrophon mit Nierencharakteristik nimmt vorrangig Schall von vorne auf, blendet Töne von hinten (180 °) aus. (Bild: Valerie Wagner)

Ein Mikrofon mit Nierencharakteristik hört zu. Damit ist es möglich die Sprache „trocken“ und „nah“ aufzunehmen. Das Mikrofon nimmt Sprache von vorne lauter auf, als von der Seite und ist am unempfindlichsten für Schall von hinten. Perfekt für Podcastaufnahmen im Studio.

Das Røde NT1-A ist ein Großmembranmikrofon mit Nierencharakteristik. Es verfügt über eine XLR-Kabel, das am Mischpult angeschlossen wird. (Bild: Valerie Wagner)

Das Røde NT1-A (*Affiliate-Link) ist ein Großmembranmikrofon mit Nierencharakteristik. Es verfügt über eine XLR-Kabel, das am Mischpult angeschlossen wird. (Bild: Valerie Wagner)

Mit der richtigen Software den Podcast remote aufnehmen

Für Remote-Aufnahmen gibt es einige Tools, die in den letzten Jahren mächtig aufgerüstet haben. Über Zoom oder Zencastr können sich Gesprächspartner verbinden und direkt auf der Plattform aufnehmen. Damit ist der Aufnahmeprozess abgedeckt. Doch die Tonspuren – ich empfehle getrennte Spuren aufzunehmen, also Mono – werden im Account gespeichert und können von dort heruntergeladen werden. Nach dem Download können sie in das Schnittprogramm geladen und dort bearbeitet werden. Ein zeitaufwändiger Produktionsablauf.

Aufnahme und Postproduktion sind mit Ultraschall ein Kinderspiel. Podcastproduktion von Aufnahme bis Veröffentlichung. (Bild: Valerie Wagner)

Aufnahme und Postproduktion sind mit Ultraschall ein Kinderspiel. Podcastproduktion von Aufnahme bis Veröffentlichung. (Bild: Valerie Wagner)

Deshalb habe ich mich 2018 für den Einsatz von Ultraschall entschieden. Entwickelt wurde die Allround-Software von einem Teil der deutschen Podcast-Szene. Als Basis dient die Digital-Audio-Workstation-Software namens Reaper. „Ästhetisch und in Teilen funktional ist Reaper in der Windows-Welt verankert. Eine mittlere Zumutung“, sagen die Macher von Ultraschall. „Mit Podlove und Auphonic wurden uns Produzierenden von Podcasts mächtige Werkzeuge an die Hand gegeben. Was jedoch fehlte, war eine für Podcasts optimierte Umgebung für Aufnahme und Produktion der eigentlichen Podcasts.“ Ultraschall ist eine Software mit der sich eine Folge von A bis Z produzieren lässt. Wer sie in Aktion erleben will, schaut sich am Besten mal die Videos an.

Mit dem Plugin Studiolink für Ultraschall lassen sich Gäste einfach und unkompliziert über das Internet in die Aufnahme holen. Für Podcasts spielt es keine Rolle, dass man sich über die Software nur hört, denn es geht um Audio. Zudem spart das Bandbreite und ermöglicht eine stabile Verbindung. Ein weiterer Vorteil gegenüber Zoom & Co.

Gute Raumakustik = guter Podcast!

„Der Hörsinn ist von allen fünf Sinnen der differenzierteste Sinn. Er ist sensibler, genauer und auch leistungsfähiger als das Auge. (…) Das Gehör ist direkt verbunden mit Stimmungen. Entsprechend emotional gefärbt ist das Hören für die meisten Menschen. Akustische Reize haben beim Empfänger eine starke emotionale und dadurch verhaltensbestimmende Wirkung.“

schreibt das Institut für multisensorische Markenbildung.

Menschen treffen Entscheidungen nach Gefühl. Auch wenn viele behaupten, sie würden sich rein rational entscheiden, trifft das nicht zu. Das Gehirn ist immer auf der Suche nach positiven Gefühlen.

“Zwar kann der Verstand die Gefühle in gewissem Maße kontrollieren, in der Realität steuern aber meist Gefühle das Handeln, auch wenn dem Menschen dies gar nicht bewusst wird.” – Verstand gegen Gefühl, dasgehirn.info

Essen im Restaurant ist für viele nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern ein gesellschaftliches Ereignis. Letzteres ist unter anderem ein Grund, dass wir ins Restaurant gehen. Der andere Grund ist Hunger. Deshalb ist das Esszimmer oder die Küche auch der Ort zuhause an dem am meisten gesprochen wird. Die Ohren haben, wie oben beschrieben, einen großen Einfluss darauf, ob wir uns wohlfühlen.

Für mein heimischen Tonstudio habe ich eine spanische Wand mit drei Teilen mit Noppen-Schaumstoffabsorber ausgestattet. Das Mikrofon schirme ich mit Schaumstoff auf Karton ab. (Bild: Valerie Wagner)

Für mein heimischen Tonstudio habe ich eine spanische Wand mit drei Teilen mit Noppen-Schaumstoffabsorber (*Affiliate-Link) ausgestattet. Das Mikrofon schirme ich mit Schaumstoff auf Karton ab. (Bild: Valerie Wagner)

Neben dem Mikrofon spielt auch der Raum in dem der Podcast aufgenommen wird eine große Rolle. Larissa Vassilian schreibt in ihrem Buch „Podcasting! Von erfahrenen Podcastern lernen“ (*Affiliate-Link) wie sie ihr Tonstudio für ihren Podcast „Schlaflos in München“ (nicht mehr verfügbar) in den Kleiderschrank verlegt hat. Manche Podcaster gehen soweit, dass sie sich im Hotelzimmer unter die Bettdecke setzen.

Im heimischen Tonstudio reicht bei professionellem Equipment, wie oben beschrieben, ein offenes Bücherregal, das den Schall abfängt. Tonstudios sind oft mit sogenannten Noppen-Schaumstoffabsorber ausgestattet. Für mein Arbeitszimmer habe ich ein mobiles Tonstudio gebastelt. Dazu habe ich eine spanische Wand mit drei Teilen mit Schaumstoff beklebt und schirme das Mikrofon mit Schaumstoff auf Karton ab (vgl. Bild oben). Das Ergebnis ist ein trockener Ton, fast in Studioqualität. Und nach der Aufnahme kann ich es verstauen und das Studio verwandelt sich zurück in ein Büro.

Was du noch für gute Akustik und guten Ton tun kannst

  1. Hochwertiges Mikrofon: Investiere in ein gutes Mikrofon. Ein Kondensatormikrofon mit Nierencharakteristik eignet sich oft gut für Sprachaufnahmen. Es muss nicht das teuerste Modell sein, aber die Qualität des Mikrofons beeinflusst stark die Endresultate.
  2. Akustik im Raum: Achte auf die Raumakustik. Glatte Flächen erzeugen Hall, weil die Oberflächen reflektieren. Nutze gegebenenfalls Schalldämmung oder Akustikpaneele, um unerwünschte Geräusche zu minimieren. Am besten nimmst du im Kleiderschrank auf. Und wenn du, wie ich, nicht über einen begehbaren Kleiderschrank verfügst, dann hilft Noppen-Schaumstoff von Thomann*.
  3. Popfilter und Windschutz: Verwende einen Popfilter, um Plosivlaute zu minimieren. Wenn du draußen aufnimmst, ist ein Windschutz gegen Windgeräusche gut geeignet. Damit vermeidest du unangenehme Aussetzer, sogenannte Artefakte.
  4. Richtige Mikrofonposition- und Abstand: Platziere das Mikrofon richtig. Teste verschiedene Positionen, um die optimale Aufnahmequalität zu erzielen und stelle sicher dass du auch über 30 Minuten bequem sitzen kannst. In der Regel solltest du dein Mikrofon auf Mundhöhe und in einem Abstand von etwa 15-30 cm platzieren.
  5. Hintergrundgeräusche minimieren: Schalte alle störenden Geräusche aus, wie Ventilatoren und vermeide es neben einem Kühlschrank zu sitzen 😉. Aufnahmen in einer ruhigen Umgebung sind entscheidend für gute Tonqualität.
  6. Immer ein Glas Wasser in der Nähe: Damit keine Schmatzgeräusche entstehen solltest du immer ein Glas stilles Wasser oder Leitungswasser in der Nähe haben. Die Stimme, deine Kehle, die Stimmbänder sollten immer feucht sein, damit deine Stimme nicht ins Stocken gerät.
  7. Eine gute Aufnahmesoftware: Tabu sind Sprachmemo-Apps oder ähnliches. Sie müssen dir die Möglichkeit zum Monitoren geben und einen Pegel anzeigen, wenn du mobil aufnimmst. Am Desktop empfehle ich Audacity oder Ultraschall.fm.

Welche Tipps hast du noch? Ergänze sie gerne als Kommentar unter diesem Beitrag.

Weiterführende Links und Leseempfehlungen

“Mikrofon kaufen: Tipps die du 2022 besser vor dem Kauf kennst” – Mikrofonwelt.de

“Unerhörte Hotels: Eine Initiative zur Verbesserung der Akustik in Hotels und Restaurants” – fraunhofer.de

Gehör – akustika.ch

Auditive Wahrnehmung – wikipedia.de

“Die Wissenschaft des Hörens | Laurel vs. Yanny” – maiLab auf YouTube

“Wie Stimmfrequenzen die Sprachverständlichkeit beeinflussen” – DPA Microphones auf YouTube

Weiteres Equipment

Behringer Xenyx 302 USB *

beyerdynamic DT-297-PV/80 MKII Hör-Sprech Kombination

Tascam DR-05X

Zoom H6 Black

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Valerie Wagner Journalistin & Podcasterin
… und ich bin leidenschaftliche Podcasterin und Journalistin. Ich hoste vier Podcast-Sendungen. Zwei produziere und hoste ich selbst: Die Podcast-Reportage ist ein Interview-Podcast in dem ich mit interessanten Menschen und Experten spreche. Im Text & Podcast Podcast zeige ich dir wie du einen Podcast startest und dran bleibst. Im Format Follows Story Podcast den ich mit Heike Stiegler co-hoste, geht’s um Geschichten. Und im Die Büchestaplerinnen-Podcast spreche ich regelmäßig mit Antje Tomfohrde über Bücher. Außerdem schreibe ich journalistische Texte für Magazine und bin Mitglied im Redaktionsteam des DFJV-Podcasts.

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