Text & Podcast

by Valerie Wagner

Tag 1 der #30Texte30Tage Schreib Challenge: Wann ich blute, geht euch nichts an.

#30Texte30Tage: Wann ich blute, geht euch nichts an!

Für meine Ausbildung zur Journalistin musste ich 2022 einen Kommentar mit maximal 1500 Zeichen, was ungefähr 250 Wörtern entspricht, über das Thema „Das Internet verändert alles“ verfassen. Vorangegangen war die Analyse eines Kommentars zum Thema Vorratsdatenspeicherung. Für die Challenge habe ich den Text umgeschrieben und mit Links ergänzt. 

Die neue Apple Watch Series 8 kann nun den Zyklus seiner Trägerinnen aufzeichnen und die nächste Periode voraussagen. Laut Pressemitteilung „können Frauen wichtige Informationen über ihren Menstruationzyklus protokollieren und den voraussichtlichen Zeitpunkt für die nächste Periode und die fruchtbaren Zeiträume mithilfe der Apple Watch einsehen.“ Es gibt keinerlei Gründe, dass Frauen Unternehmen im Silicon Valley mitteilen sollten, wann sie ihre Regel haben.

Im Kern sollen sämtliche „Zyklus-Apps“ – und davon gibt es inzwischen viele – ihren Anwenderinnen dabei helfen, ihren Menstruationszyklus besser nachzuvollziehen. Sie sollen damit wiederkehrende Symptome erkennen und einordnen, sowie die fruchtbaren Tage bestimmen können. Das ist bereits mathematisch möglich und auch analog mit Zettel, Stift und Kalender machbar. Damit die App den Zyklus einschließlich aller weiteren medizinischen Parameter digital abbilden kann, sind die Anwenderinnen aufgefordert, hierzu benötigte Angaben zu machen. Die Apps enthalten in ihrer „kostenlosen“ Basisversion meist Werbung. Sie sammeln Unsummen sensibler personenbezogenener Daten und verarbeiten sie. Allzu oft bezahlen Nutzerinnen mit persönlichen Daten, die vor allem für werbetreibende Dritte interessant sind und die Anbieter schlagen Profit daraus.

Ich sehe das kritisch und finde es geht niemanden etwas an, wann ich blute. Nicht umsonst sind Gesundheitsdaten besonders geschützt. Apple will an die Gesundheitsdaten, beim Einrichten der Health-App wird man gefragt, ob man die Daten Apple anonymisiert zur Verfügung stellt. Ein unbedachter Klick und das Unternehmen im Silicon Valley erfährt alles über Frau Maier in Hinterdupfing und ihre Menstruation. Konsistenz der Blutung und weitere Symptome landen für alle Ewigkeit auf der icloud. Während hierzulande die Daten angeblich sicher sind und völlig anonymisiert von Apple verwendet werden, wenn man vorher zugestimmt hat, werden die Daten in den USA für Forschungszwecke und Studien genutzt. Und zwar direkt von Apple.

Weiterführende Links

Abbruch. Der Fall von Roe v. Wade

Abtreibung in den USA: Die Geschichte von „Roe v. Wade“

Ich habe für diesen Text neu recherchiert und fassungslos festgestellt, dass die erste App die Zulassung erhalten hat, die Temperatur für eine natürliche Familienplanung zu erfassen. Leo Becker hat bei heise online darüber geschrieben: Empfängnisverhütung mit Apple-Watch-Sensor: Erste App erhält Zulassung.

Und bei Deutschlandfunk Nova gehts um „Datenschutzprobleme bei Zyklusapps–schon wieder“.

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Valerie Wagner Journalistin & Podcasterin
Die Journalistin und Podcasterin hostet vier Sendungen. Vom Interview-Podcast „Die Podcast-Reportage“ bis zum educational Podcast „Text & Podcast“. Als Co-Host betreibt sie mit zwei Partnerinen den „Format follows Story“ Podcast über Geschichten und den „Die Bücherstaplerinnen“ über Bücher. Sie schreibt fachjournalistisch über Digitalthemen und Audio-Formate. Berichtet in Reportagen über ihre Reisen und Wanderungen in den Alpen oder im heimischen Schwarzwald und experimentiert mit Sound Design und auditivem Erzählen.

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Kommentare

3 Antworten zu „#30Texte30Tage: Wann ich blute, geht euch nichts an!“

  1. Ganz schön krass! Gesundheitsdaten sollten privat bleiben, egal welche.

    1. Total. Ich beobachte das immer noch und frage mich schon lange, ob der Release dieser App von Apple im September 2022 mit der Abschaffung des Abtreibungsrechts (Roe vs. Wade) zu tun hat? Bisher konnte ich dazu keine weiteren Informationen finden. Doch ich finde den Zufall schon sehr groß. Über die Gefahr für die Sicherheit der Nutzerinnendaten schrieb Netzpolitik.org auch schon: https://netzpolitik.org/2022/datenschutz-viele-menstruations-und-schwangerschaftsapps-erfassen-sensible-daten/ Ich nutze auch keine Schritte-App und ich bin auch nicht Kunde bei Payback.

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