Rechtschreibung und ich? Es ist kompliziert. (Foto: Valerie Wagner)

Rechtschreibung und ich? Es ist kompliziert

Viele Bloggerinnen (tatsächlich hab ich bisher nur Texte von Frauen gefunden) haben schon bei der Blogparade von Kerstin zum Thema „Rechtschreibung und ich – (k)eine Liebesgeschichte“ mitgemacht und je mehr ich über Rechtschreibung las, desto mehr Angst hatte ich davor teilzunehmen.

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass ich schreiben kann, doch beim Gedanken an den Rotstift erschaudere ich. Bis zu einer Klassenarbeit in der 7. Klasse hatte ich in Deutsch immer sehr gute bis gute Noten. Doch bei besagter Klassenarbeit: „Thema verfehlt! Note 6“- inklusive Anruf des Lehrers bei meinen Eltern. Grausam!

Das kritische Teufelchen

Nach diesem Rückschlag hab ich nie wieder schlechte Noten in Deutsch geschrieben. Bis zu einem Ereignis im Berufsleben war Schreiben für mich auch normal. Ich musste damals (wie heute auch noch) viele E-Mails, Angebote, Konzepte, Texte und Artikel schreiben. Irgendwann, ich hatte gerade die Stelle gewechselt, behauptete eine Kollegin, ich könne nicht schreiben und nahm alles auseinander, was ich geschrieben hatte. Ich war am Boden zerstört – für lange Zeit.

Doch ich richtete mein Krönchen, klopfte mir den Staub vom Gewand, stand auf und schritt davon. So oder so ähnlich hat es sich abgespielt.

Ich habe die Aussage, eine Meinung, keine Tatsache, lange geglaubt. Auch wenn ich einige Blogartikel geschrieben habe und Konzepte für Podcasts und Gastbeiträge auf anderen Blogs und in Magazinen veröffentliche; das Teufelchen sitzt immer in der Nähe. Es war also nicht mehr normal, sondern seitdem tut es weh.

Schreiben bereitet Schmerzen

Seit meinem Journalismus Studium schmerzt das Schreiben noch mehr. Jeder Absatz, jeder Satz, jedes Wort und jedes Satzzeichen bereiten Qualen. Meine Texte entstehen unter Schweiß, Blut und Tränen …

Stop! Morgen ist zwar Halloween, aber wir müssen ja nicht übertreiben.

Blut ist nicht im Spiel, weh tut es dennoch. Meinen Text selbst zu redigieren ist schwierig, im absoluten Notfall hole ich mir professionelle Hilfe, also eine Lektorin – oder ich frage eine Kollegin, die mal drüber liest.

Nützliche Tools zur Grammatik- und Rechtschreibprüfung

Natürlich sollte man Rechtschreib- und Grammatikfehler vermeiden, sonst wirkt das schnell unprofessionell. Dafür gibt es gute Tools. Eine kleine Auswahl zeige ich dir hier:

  • Kostenlos und vermutlich auf jedem Rechner: die Grammatik- und Rechtschreibprüfung der Textverarbeitungssysteme Microsoft Word, LibreOffice, Google Docs etc.
  • Bei Anwendungen wie LanguageTool kann man Texte in ein Feld einfügen und prüfen lassen. Dafür gibt es auch eine Extension für Google Chrome, die die Fehler direkt im Browser anzeigen.
  • Die Website Rechtschreibpruefung24 funktioniert ähnlich wie LanguageTool
  • Ebenfalls unterstützt der Duden mit dem Tool Duden Mentor beim Schreiben. In der Pro-Version bietet es zusätzliche Funktionen an, schlägt Synonyme vor und gibt Tipps in Stil und Sprache – ich kann es sehr empfehlen.
  • Ein lokales Schreibprogramm (ähnlich wie Word) ist Papyrus Autor. Das Tool bietet neben Rechtschreibprüfung und Grammatik zusätzlich Synonyme, Antonyme, prüft die Lesbarkeit, Stil und Sprache.
Papyrus Autor empfiehlt zusätzlich Synonyme, Antonyme, prüft die Lesbarkeit, Stil und Sprache. (Screenshot: Valerie Wagner)
Papyrus Autor empfiehlt zusätzlich Synonyme Antonyme prüft die Lesbarkeit Stil und Sprache Screenshot Valerie Wagner

Werden diese Tools alle Fehler finden? Nein, wahrscheinlich nicht. Deshalb den Text einfach mal liegen lassen und mit Abstand nochmal lesen. Um ganz sicher zu gehen, wie schon erwähnt, lass jemand Neutralen über den Text schauen.

Neben der Grammatik und der Rechtschreibung sind noch andere Dinge wichtig für gute Texte.

Starke Überschriften

Überschriften sind das A und O. Denke an die Zeitung mit den vier großen Buchstaben, die hat das sehr beherzigt. Überschriften geben ein Versprechen an den Leser und sagen, das ist der Inhalt den du erwarten kannst. Der Text danach sollte das Versprechen einlösen. Um dem Text Struktur zu geben, ist es sinnvoll, Zwischenüberschriften zu verwenden. In diesem Artikel mache ich das auch – oben drüber findest du das Inhaltsverzeichnis. Es gelingt mir nicht immer, doch ich versuche den Rat von Daniela Rorig aus ihrem Buch zu beherzigen: Lass das Inhaltsverzeichnis auch schon eine Geschichte erzählen.

Komm zum Punkt.

Blogartikel die in epischer Länge verfasst werden, wurden für die Suchmaschinen geschrieben. Denn irgendwann hat mal jemand behauptet, Online-Texte müssten eine bestimmte Länge haben, damit Google sie “liest”.

Ich schreibe lieber für Menschen. Die will ich erreichen, die teilen und kommentieren meine Beiträge und von ihnen will ich gelesen werden. Wenn zu einem Thema schon alles gesagt ist im Text, dann kommt ein Punkt und der Text ist fertig.

Das gilt übrigens auch für Texte in der Zeitung. Zur mir meinte neulich mein Redakteur, dass es schön ist, dass ich zum Punkt komme. Viele Kolleg:innen würden viel schreiben, weil ja nach Zeile bezahlt würde. Ja, kann ich verstehen, dass man 120 Zeilen liefern will, wenn 120 Zeilen gefordert sind und vergütet werden. Vielleicht ist es mein jugendlicher journalistischer Leichtsinn, dass ich den Anspruch habe für Leser:innen zu schreiben und deren Zeit nicht stehlen will.

Deshalb gibt’s die letzten Tipps und Erkenntnisse als übersichtliche Liste:

  • Richtige Ansprache der Leser: Eine Entscheidung die du schon bei deiner Blogstrategie bedenken solltest. Siezen oder Duzen? Da scheiden sich die Geister und Gelehrten und das muss jede:r für sich entscheiden.
  • Präsentiere deine Informationen klar und strukturiere nach Wichtigkeit: Das Wichtigste zuerst. Folge einem roten Faden und vergiss das Entertainment nicht.
  • Wie schon erwähnt: Schreibe Texte für Menschen, die teilen und kommentieren. Das gefällt auch der Suchmaschine, denn der Algorithmus erkennt das und spielt deine Inhalte besser aus, wenn danach gesucht wird.
  • Wechsle kurze und lange Sätze ab, vermeide Füllwörter, nutze präzise Wörter für Beschreibungen.
  • Strukturiere den Text mit Absätzen, hebe wichtige Begriffe und Aussagen hervor indem du sie fett oder kursiv stellst oder unterstreichst.
  • Benenne und verlinke deine Quellen!
  • Bleibe authentisch und entwickle oder folge deinem Stil – schaffe einzigartige Inhalte und schreibe über ein Thema aus (d)einem Blickwinkel.

Meine Bitte an Lektor:innen

Die Rechtschreib- und Grammatikregeln werden uns schon früh eingebleut. Man könnte davon ausgehen, dass jeder der in der Schule war, das kann. Ich habe schon immer geschrieben. Erst Tagebuch, dann Briefe, dann beides und seit ein paar Jahren diesen Blog. Im Berufsleben, viele E-Mails, Angebote, Konzepte. Und dennoch hat mich die Aussage, ich könne nicht schreiben, aus der Bahn geworfen. Gerade weil Schreiben und insbesondere richtig Schreiben vorausgesetzt wird, ist es so schlimm, wenn es korrigiert wird. Dazu gehört Fingerspitzen- und Feingefühl und ein wohlwollender, konstruktiven Umgang auf Augenhöhe. Und die Fähigkeit Korrekturen von Stilfragen unterscheiden zu können.

Lese- und Buchempfehlungen & weiterführende Links

Buchempfehlung “Texten können” (* Affiliate-Link) von Daniela Rorig

Buchempfehlung “Über das Schreiben” (*Affiliate-Link) von Sol Stein

Buchempfehlung “Deadline” (*Affilate-Link) von Constantin Seibt

“Richtig gute Texte schreiben: 13 Tipps von einer Journalistin” – Marike Frick von “Was Journalisten wollen”

“Tipps für gute Texte? Warum Sie manche Regeln über Bord werfen können” – Sandra Meinzenbach von Textskizzen

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Wie gehts dir mit der Rechtschreibung und Grammatik? Hast du noch weitere Tipps, dann schreib es ins Kommentarfeld unter diesem Beitrag.
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*Affilate-Link: Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, erhalte ich eine Provision. Dich kostet das nicht mehr.
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Valerie Wagner Journalistin & Podcasterin
… und ich bin leidenschaftliche Podcasterin und Journalistin. Ich hoste vier Podcast-Sendungen. Zwei produziere und hoste ich selbst: Die Podcast-Reportage ist ein Interview-Podcast in dem ich mit interessanten Menschen und Experten spreche. Im Text & Podcast Podcast zeige ich dir wie du einen Podcast startest und dran bleibst. Im Format Follows Story Podcast den ich mit Heike Stiegler co-hoste, geht’s um Geschichten. Und im Die Büchestaplerinnen-Podcast spreche ich regelmäßig mit Antje Tomfohrde über Bücher. Außerdem schreibe ich journalistische Texte für Magazine und bin Mitglied im Redaktionsteam des DFJV-Podcasts.

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Kommentare

4 Antworten zu „Rechtschreibung und ich? Es ist kompliziert“

  1. Herzlichen Dank, liebe Valerie, für deinen persönlichen, wie auch informativen und sehr hilfreichen Beitrag zu meinem Blogparadenthema. Verrückt, dass du als Textprofi Angst hattest, daran teilzunehmen und wie gut, dass du meine Blogparade mit deinem Artikel bereichert hast. Danke auch für deine weiterführenden Buchempfehlungen. Lektor*innen korrigieren übrigens nicht nur Rechtschreibfehler, sondern unterstützen Autor*innen dabei, das Beste aus ihrem Text herauszuholen. Dabei geht es primär um stilistische Fragen, danach folgen Rechtschreibung, Grammatik, Typografie usw. Die meisten gehen dabei sehr rücksichtsvoll mit Texten um, stets auf Augenhöhe mit Autor*innen.

    Liebe Grüße
    Kerstin

    1. Liebe Kerstin,

      ich hab leider in meinen Anfangsjahren andere Erfahrungen mit Lektor:innen gemacht, daher die kleine Spitze. Ich würde mich freuen, wenn ich jemanden finde, der mich rund um den Text auch im Schreibstil unterstützt. Deine Blogparade hat viel Spaß gemacht, ich hab viele neue Blogs entdeckt, die ich nun regelmäßig lesen werde.

      Grüße
      Valerie

  2. Ein toller Beitrag: nützlich + unterhaltsam + kompakt. Vielen Dank dafür! Ich werde ihn unseren Leserinnen und Lesern sehr gerne weiterempfehlen.

    Beste Grüße
    Eddy

    1. Vielen Dank Eddy, das freut mich sehr!

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