Text & Podcast

by Valerie Wagner

Content CurationMehr als Links teilen (Bild erstellt mithilfe von DALL E)
Content Curation ist weit mehr als das bloße Teilen von Links. Es geht darum, bestehende Inhalte zu sammeln, zu strukturieren und in einen neuen Kontext zu setzen – sei es auf einer Website, einem Blog, Social Media oder in einem Podcast.

Content Curation: Mehr als Links teilen

Content Curation bedeutet mehr als das bloße Teilen von Links. Kuratoren ordnen Veröffentlichungen zu einem Thema neu an und fügen sie in den Kontext ihrer Website, Blogs oder Podcasts ein. Dieser Prozess, ein Synonym für „inhaltliche Einordnung“, spiegelt die journalistische Aufgabe wider, Informationen in einen Gesamtzusammenhang zu bringen.

In Zeiten von Fake News und Desinformation, die zur Meinungsmanipulation und als Waffe in Konflikten dienen, reicht es nicht, Informationen nur zu sortieren. Journalismus muss als Gatekeeper agieren. Daher ist Content Curation nicht nur eine Marketingstrategie, sondern eine essenzielle journalistische Aufgabe.

Im Content Marketing, das darauf abzielt, durch relevante Inhalte Kunden zu gewinnen und zu binden, beweist Content Curation Fachwissen.

Unterschiede zwischen Content Creation und Content Curation

Content Curation und Content Creation sind zwei oft verwechselte Ansätze. Content Creation bedeutet, völlig neue, originale Inhalte zu schaffen. Dazu gehören selbst verfasste Texte, Artikel oder Blogbeiträge, eigens produzierte Videos oder Podcasts sowie selbst erstellte Infografiken oder Bilder. Man teilt sein Expertenwissen, um sich zu einem Thema zu positionieren.

Content Curation hingegen umfasst das Sammeln, Organisieren und Präsentieren bereits existierender Inhalte aus verschiedenen Quellen. Man wählt relevante Inhalte von anderen Autor:innen oder Websites aus, stellt sie systematisch zusammen, sortiert sie und fügt Kontext oder Kommentare hinzu. So filtert und bietet man wertvolle Informationen für die Zielgruppe, ohne selbst neuen Content zu produzieren.

Oft heißt es, Content Curation erfordere weniger Aufwand als eigene Inhalte zu erstellen. Doch das Sammeln, Strukturieren und Veröffentlichen kann ebenso zeitintensiv sein. Alles muss sorgfältig gelesen und verstanden werden, um es richtig einzuordnen.

Inhalte für die Content Curation finden

Die richtigen Inhalte zu finden, ist eine Kunst. Neben Fachmagazinen, RSS-Feeds, Newslettern, Social-Media-Accounts und Blogs gibt es viele hilfreiche Quellen:

  • Google Alerts sendet Benachrichtigungen zu gewählten Themen.
  • Apps wie Refind, Pocket oder Flipboard sammeln Links, die später kuratiert werden können.
  • Auch über Pinterest lassen sich Inhalte finden, sammeln und speichern.
  • Evernote organisiert Inhalte für spätere Nutzung.
  • Hootsuite oder Talkwalker bieten regelmäßige Inhaltsübersichten.
  • Buzzsumo oder Flockler analysieren das Web nach relevanten Inhalten.

Auch Foren wie Reddit oder Quora sind wertvolle Quellen für Trends und themenspezifische Inhalte.

Praktische Tools für Content Curation

  1. Flipboard: Diese Plattform kuratiert Geschichten aus dem Internet und ermöglicht Nutzern, individuelle Magazine zu erstellen. Ich hatte ganz vergessen, dass ich auch einen Account habe und den im Zuge der Recherche wieder aktiviert.
  2. Pocket: Pocket (ehemals Read It Later) ist eine mobile App und eine Webanwendung und verwaltet Leselisten mit Artikeln und Videos. Ich nutze sie sehr gerne, um Artikel später zu lesen. Wenn ich konkret für ein Thema recherchiere, kann ich die gespeicherten Artikel auch verschlagworten.
  3. Varia research: Varia Research vereint Medienbeobachtung und Recherche-Organisation in einer Anwendung. Das Tool zeichnet sich durch die Kombination von Medienbeobachtung und Recherche-Organisation in einer einzigen Anwendung aus. Es bietet intelligente Empfehlungen sowie teil-automatisierte Recherchefunktionen und ermöglicht das Sammeln von Rechercheinhalten in Dossiers nach dem Prinzip „one story, one place“. Durch die Analyse von Texten verschiedener Publisher liefert die Plattform diverse Perspektiven zu einem Thema.
Eine Webseite mit dem Thema „Bücher“ wird angezeigt. Im oberen Bereich stehen Schlagworte wie #Schreiben, #Thomas Mann und weitere, die auf Inhalte zu Büchern hinweisen. Darunter befinden sich drei Artikelvorschauen:

Links ein Porträtfoto eines älteren Mannes mit grauen Haaren, veröffentlicht von NDR Kultur.
In der Mitte ein historisches Bild eines Mannes mit Hut, neben einer Frau, veröffentlicht von ZEIT ONLINE.
Rechts ein Foto einer Frau in einem gemütlichen Raum, die ein Buch liest und eine Tasse in der Hand hält.

Kuratierte Artikel, Autorenporträts und Lesetipps auf einen Blick auf Flipboard.

Eine Benutzeroberfläche namens „Varia Research“ ist zu sehen. Auf der linken Seite gibt es eine Spalte mit verschiedenen Feeds, wie „News Feed“, in dem aktuelle Nachrichten aus verschiedenen Quellen wie T-Online, Auto Bild und n-tv aufgelistet sind. Auf der rechten Seite ist ein großes Feld mit der Beschriftung „Create feed“ (Feed erstellen). Ein gelbes Onboarding-Fenster bietet Anweisungen, wie man die Plattform nutzt, z. B. „Create your first feed“ und „Add our bookmarklet to your browser“.

Organisiere Recherchen effizient: Erstelle Feeds, sammle Inhalte und entdecke neue Quellen mit Varia Research.

Drei Ansätze für Content Curation

Linksammlungen sind im Netz weit verbreitet, doch Content Curation geht über das einfache Sammeln hinaus. Es gibt verschiedene Methoden, um Inhalte sinnvoll weiterzuverarbeiten. Hier sind drei gängige Ansätze:

  • Aggregieren – das Sammeln und Bündeln von Links zu verschiedenen Inhalten wie Podcasts, Artikeln, Infografiken, Videos oder Umfragen zu einem bestimmten Thema ist die häufigste Form der Content Curation. Diese Sammlung wird oft in Form von Blogartikeln, Newslettern oder Social-Media-Beiträgen präsentiert. Entscheidend ist, dass die gesammelten Inhalte durch eigene Kommentierungen und Analysen ergänzt werden, um sie für das Publikum relevanter zu machen. Häufig finden sich diese Sammlungen als Listen, sogenannte „Listicles“ etwa mit folgendem Titel „Die 10 besten Links zum Thema X“ wieder.
  • Destillieren – Dieser Ansatz ist dem Aggregieren ähnlich, aber hier liegt der Fokus darauf, die wichtigsten Informationen aus verschiedenen Beiträgen zusammenzutragen und an einem Ort zu bündeln. Es werden keine langen Erklärungen oder Bewertungen abgegeben, stattdessen gibt es eine übersichtliche Sammlung von Links, die auf das Wesentliche reduziert ist. Das Ziel ist eine schnelle, prägnante Übersicht. Ein gutes Beispiel ist hier das Bildblog mit dem Format „6 vor 9“.
  • Chronologisieren – Bei dieser Methode werden Ereignisse oder Themen in einer zeitlichen Reihenfolge aufgearbeitet. Der Ansatz erinnert an den Journalisten als Chronisten der Gegenwart und eignet sich besonders um die Entwicklung eines Themas – wie etwa die „Der erfundene Winnetou-Shitstorm: Chronologie eines Medienversagens“ von Mirko Lange oder die Causa Thilo Mischke von den Machern Annika Brockschmidt und Rebekka Endler vom Podcast Feminist Shelf Control, wobei die den Sexismus aufgedeckt und damit die Chronologie des Medienversagens in Gang gesetzt haben – nachzuvollziehen. Beiträge werden hier in einer zeitlichen Reihenfolge angeordnet, sodass die Entwicklung klar ersichtlich wird.

Wie Content Curation durch interne Verlinkung dein SEO stärkt

Ein zusätzlicher Vorteil der eigenen Content Curation ist die Möglichkeit der internen Verlinkung. Die sind ein wichtiger Teil der OnPage-Optimierung, indem sie die Struktur einer Webseite klarer gestalten, was es den Crawlern der Suchmaschinen erleichtert, alle Unterseiten zu finden und zu indexieren. Zudem helfen interne Links Google dabei, thematische Zusammenhänge zwischen Seiten zu erkennen und deren Relevanz zu bestimmen. „Ein Vorteil interner Links gegenüber externen ist, dass deren Platzierung und Ankertexte vom Webseitenbetreiber frei gewählt werden können, ohne das Risiko eines Rankingverlustes, wie es bei externen Links durch zu viele Keywords mit Kaufabsicht passieren kann.“, schreibt die Agentur in ihrem Blogartikel.

4 Arten der Kuratierung von Inhalten

1. Nachrichtenkuratierung: Nachrichten aus verschiedenen Quellen sammeln und zusammenfassen.

Bei der Kuratierung von Nachrichten werden Nachrichten aus verschiedenen Quellen gesammelt, die Leser:innen konsumieren können. Dabei werden die Nutzer:innen entweder mit Auszügen zur Originalquelle weitergeleitet oder geben Zusammenfassungen der Nachrichten verständlichen Sprache wieder. Google News ist ein Beispiel für die Kuratierung von Nachrichten. Es präsentiert Nachrichten verschiedener Nachrichtenagenturen aus der ganzen Welt zu Trendthemen und Diskussionen.

Drei Beispiele für Nachrichtenkuratierung

  1. 6 vor 9 von Bildblog: Diese tägliche Rubrik veröffentlicht um 8:54 Uhr sechs medienkritische Links, meist aus Blogs. Der Kurator präsentiert die Links nach dem Schema „Überschrift, Quelle, Autor“ und ergänzt sie mit einer kurzen Einordnung.
  2. Krautreporter Morgenpost: Dieser Newsletter destilliert täglich die drei wichtigsten Themen aus der Nachrichtenflut. Der besondere Fokus liegt darauf, Ereignisse in eigenen Worten zusammenzufassen, in einen Kontext zu stellen und verschiedene Aspekte zu beleuchten.
  3. SZ am Morgen / SZ am Abend: Der Newsletter der Süddeutschen Zeitung bietet morgens und abends einen kompakten Nachrichtenüberblick. Obwohl er primär auf eigene Inhalte verweist, ermöglicht er Lesern einen schnellen Überblick direkt in ihrem E-Mail-Posteingang.

2. Social-Media-Feed-Kuratierung: Beiträge aus Social-Media-Kanälen zusammenfassen und einbetten

Bei der Kuratierung von Social-Media-Feeds werden Beiträge aus Social-Media-Kanälen zusammengefasst und in Websites, Veranstaltungsbildschirme und E-Mails eingebettet. Mit speziellen Tools wie Social-Media-Aggregatoren können Inhalte von mehreren Plattformen, den eigenen Accounts und von Drittanbietern abgerufen und als benutzerdefinierten Social-Media-Feed gestaltet werden. Damit soll das Engagement auf der Website gesteigert werden.

Ein bekanntes Beispiel für Content Curation auf Social Media ist „Was Tara sagt“ von Tara Louise Wittwer. „In ihren Publikationen sowie über ihre Auftritte in den sozialen Medien behandelt Wittwer Themen wie Feminismus, toxische Männlichkeit, den Einfluss von Medien auf die eigene Identität sowie internalisierte Misogynie. Eines ihrer bekanntesten Formate ist „TikToxic“ auf TikTok, in dem sie auf Videos reagiert, die diskriminierende oder frauenfeindliche Aussagen beinhalten, um so auf schädliche Verhaltensmuster im Internet aufmerksam zu machen.“ (Quelle: Wikipedia)

3. Blog-Aggregation: Blogbeiträge aus verschiedenen Quellen an einem Ort zusammenführen

Blog-Aggregation ist eine Form der Content-Aggregation, die sich speziell auf das Sammeln und Zusammenführen von Blogbeiträgen aus verschiedenen Quellen konzentriert. Dabei werden Inhalte von mehreren Blogs an einem zentralen Ort zusammengeführt, um Leser:innen einen einfachen Zugang zu einer Vielzahl von Beiträgen zu einem bestimmten Thema oder aus einer bestimmten Nische zu bieten.

Zwei Beispiele für Blog-Aggregation

Ein Beispiel ist uberblogr „UberBlogr ist ein Webring für alle, die ein privates Blog betreiben.“. Oder auch das ruhrblog Portal von Heidi und Daniela, damit „soll es einfacher werden, sich in der Pott-Blogger-Landschaft zurecht zu finden.“

4. Newsletter-Kuratierung: Inhalte zu Themen sammeln und in E-Mail-Newslettern präsentieren

Bei der Kuratierung von Newslettern geht es wie bei der Aggregation von Blogbeiträgen darum, Inhalte zu bestimmten Themen zu sammeln und zu präsentieren. Anstatt sie jedoch auf Websites einzubetten, werden sie in E-Mail-Newslettern kuratiert. Hustle, ein Tech-Newsletter, ist ein gutes Beispiel für die Kuratierung von Inhalten, da die Marke Tech-, Unternehmens- und Fintech-Nachrichten aus verschiedenen Quellen auf unterhaltsame und lockere Weise kuratiert. Ich hab das einige Zeit mit meinem Atomic Podcasting Newsletter versucht, bin aber aus Zeitgründen kläglich gescheitert.

Zwei Beispiele für Newsletter-Kuratierung

  1. Morning Crunch: Ein täglicher Newsletter, der in weniger als fünf Minuten Lesezeit kuratierte Informationen zu Themen wie Künstliche Intelligenz, Finanzen und Wirtschaft bietet. Er richtet sich besonders an junge Berufstätige und hat seit seinem Start 2023 eine beeindruckende Abonnentenzahl erreicht.
  2. ORN. Der Online-Recherche Newsletter: „Ein Newsletter über journalistische Online-Recherche. Erweitere deinen persönlichen Werkzeugkasten um praktische Tools, Add-ons und Datenbanken. Lerne von Kolleg:innen, die im Newsletter-Interview ihre Recherchewege zeigen.“

Content Curation erfordert Sorgfalt und Zeit, bietet jedoch die Möglichkeit, Inhalte sinnvoll zu ordnen und zu präsentieren.

Kennst du weitere Beispiele für gelungene Content Curation? Schreibs in die Kommentarspalte unter diesen Beitrag.

Weitere Leselinks zum Thema Content Curation

Ich habe für OMT auch schon über Content Curation geschrieben: „Mit Content Curation sichtbarer werden“.

Außerdem auch für das Onlinemagazin Fachjournalist: „Content Curation – im Fachjournalismus mit Expertenwissen sichtbar werden“.

Und für das Magazin des Vereins der deutschen Reisejournalisten, kurz VDRJ, habe ich über „Ob Facebook und Twitter: Mit kuratierten Inhalten sichtbar(er) werden“ geschrieben.

Zwar schon in 2018 veröffentlicht, aber vom Grundsatz her aktuell: „Content Curation: Mit fremden Inhalten Anerkennung bekommen“.

„How to Curate Content for Your Blog“

„15 Great Content Curation Examples You Can Learn From in 2023“

„Content Curation“

Mehr davon? Abonniere meinen Newsletter, das Text & Podcast Magazin, und erhalte alle 2 Wochen eine Mail mit neuen Artikeln.

Du bleibst auf dem Laufenden und erhältst neue Beiträge in dein Postfach.

Über die Autorin

Folge mir auf:


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden.