Blogger Relations, Instagram Influencer und Sex sells: Warum Hoteliers die richtige Wahl treffen müssen!

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Wie du die richtige Auswahl für Blogger Relations triffst, erfährst du in diesem Podcast. Und wenn du lieber liest, kommt hier der Artikel für dich!

Im Gespräch mit Katrin Hilger über Blogger Relations für Hoteliers

Valerie: Herzlich Willkommen Katrin. Schön, dass du da bist. Wir haben uns über deine Blogparade #blogswirken kennen gelernt. Erzähl mal wer bist du und was machst du?

Katrin: Das ist auch tatsächlich eine Premieres und das ist mein erster Podcast den ich spreche. Was mache ich normalerweise?

Tatsächlich sind Blogs und Bloggen mein Leben – ich gehöre aber nicht zu den Fabelwesen die von ihrem Blog leben können.

Mein Blog ist Teil eines umfangreichen Beschäftigen mit Bloggern. Ich arbeite als feste, freie Mitarbeiterin und habe zum Beispiel bei der ISPO die Blogger-Touren betreut und bin bei Klenk&Hursch, in einer sehr sehr tollen PR-Agentur und mache hier Blogger Relation im B2B und auch B2C – Bereich. Das ist mein Beruf. Da ist es natürlich super, wenn man selber Blogger ist und man weiß, was beide Seiten wollen und denken.

Valerie: Wie kam es denn zu der Idee für deine Blogparade?

Katrin: Das ist recht simpel. #blogswirken entstand aus der Tatsache dass gerade so viel über Instagram gesprochen wird. Instagram ist der neue Vertriebskanal, seit Instagram mit einer Verkaufsfunktion verbunden ist und man die Verkäufe direkt tracken kann, wie irgendwelche Instagrammer 10’000 Pudding-Packete in 3 Stunden loswerden.

Da war bei mir die Frage: Ist das Internet nur noch eine reine Vertriebsplattform?

Das hat mich genervt.

Ich hab mal als Redakteurin bei der TZ hier in München gearbeitet, bei der Bunten und Blogs waren für mich immer eine Parallele zu Zeitschriften und Tageszeitungen. Also ein zusätzlicher redaktioneller Kanal und kein reiner Vertriebskanal. Das ist ein Thema das mittlerweile vollkommen unter den Tisch gekehrt wird. Und was mich echt nervt, weil das den Charme eines Internets nimmt, wie ich es gekannt habe und wie ich es gerne erhalten möchte. Ich verstehe, Instagram ist wichtig, damit kannst du viel umsetzen und schöne Bildchen zeigen. Aber du kannst keine Texte lesen. Und das war der Grundgedanke bei meiner Blogparade #blogswirken.

Snackable Content zur ITB

Valerie: Das hat man sehr schön gesehen im März zur ITB. Plötzlich waren alle auf Instagram und Twitter und haben unter #ITB2019 gepostet. Und jetzt sind alle wieder in der Versenkung verschwunden. Instagram ist natürlich ein Kanal der sehr kurzweilig ist und sich höchstens für “snackable content” und das ist doch am Ziel vorbei, oder?

Katrin: Ich finde “snackable content” ist super getroffen. Du konsumierst es schnell und es ist auch schnell wieder weg. Irgendwie fühlst du dich danach ein bisschen ecklig, dass du es konsumiert hast. Jetzt waren alle auf der ITB, die Deals sind gemacht, man hat alles eingetütet, man hat ausgemacht, wie viel Strandbilder man von welchen Motiven gepostet werden müssen und die Sache ist getan fürs nächste Jahr, bis zur nächsten ITB.

Auch die Instagrammer, von denen du weniger hörst, sind dann auf einmal wieder da und zeigen wunderschöne lektorierte oder editierte Reisebeiträge. Damit sie wieder sichtbar sind in der Timeline für die ITB im Speeddating-Scrollen.

Valerie: Genau. Den Traffic einfach mitnehmen und auch nochmal ältere Beiträge – wogegen nichts spricht – teilen, nur um die Sichtbarkeit vom Hashtag abzufischen.

Ein One Night Stand auf Social Media is nix!

Valerie: Ältere Fotos nochmal zu verwerten ist grundsätzlich in Ordnung, aber nur einmal im Jahr, einfach zu wenig. Das erinnert mich daran, wie Hotels oftmals ihre PR umsetzen. Nämlich fünf Minuten vor der Angst, 2 Wochen vor Ostern oder Weihnachten ihre Newsletter versenden mit allen möglichen Informationen, die über das Jahr passiert sind. Das ist am Ziel vorbei.

Wie denkst du, kann man das besser machen, gerade wenn wir das von der Seite Blogger Relations und Blogs ausgehen?

Katrin: Das schlimmste, wie ich finde, ist das reine Kampagnen-Denken. Das Marketing plant eine Kampagne über 6 Wochen und in diesen 6 Wochen muss ein bestimmter Umsatz generiert werden. Für den gibst du Geld aus und danach war es das. Und die Bilder sind nach 3 – 4 Tagen, bei großen Accounts vielleicht nach 5 Tagen wieder aus dem Feed verschwunden. Da kuckt kein Mensch mehr.

Wirklich sinnvoll wäre eine Kombination aus Instagram mit Blogs und klassischer Presse. Das sollte sich unbedingt verzahnen. Es ist total falsch, nur einen Teil zu betrachten. Klar, bei bestimmten Zielgruppen erzeugt Instagram einen enormen Push. Nicht umsonst werden bestimmten Regionen total überlaufen, nicht unbedingt zur Freude dieser, wenn ein Motiv auf der Bucket Liste der zu fotografierenden Motive landet.

Blogs können dagegen und haben eine sehr charmante Angewohnheit: Blogartikel sind lange im Netz. Bei mir ist zum Beispiel ein Artikel über ein Paarhotel im Waldviertel seit 2012 online und wird jede Woche immer noch 200 Mal angeklickt und gelesen. Es ist so, wenn die Leute Informationen über dieses Hotel suchen, stoßen sie relativ regelmässig über meinen Bericht.

Wenn ich ein Hotel wäre und ich würde das mitbekommen, da würde ich schon schauen, wo kommt mein Traffic her und würde diesen Blogger vielleicht nochmal einladen. So entsteht dann eine gewisse Regelmässigkeit und das Hotel kann langfristig mit dem Blogger zusammenarbeiten. Es ist schon komisch, dass das windigste Printblatt problemlos Reisen bekommt, auch Instagrammer mittlerweile aber eine Bloggerin, die 20’000 oder 40’000 Leser im Monat hat, außen vor bleibt. Wobei sie treue Leser hat und die Zielgruppe zum Hotel passen würde, das ist echt schade.

Wirklich sinnvoll wäre eine Kombination und wirklich zu schauen, was passt. Wir schauen hin: wo liest die Zielgruppe. Denn eigentlich müsste jedem Hotelier einleuchten, das z.B. wenn eine Instagrammerin halb nackt auf einem Bett sitzen, die Wallemähne über das Kissen trapiert und das Croissant knabbernd, niemand auf dieses Bild klickt und dann ein Hotelzimmer bucht.

Sex Sells auf Instagram

Valerie: Das ist eher so die Sparte “Sex sells”

Katrin: Das ist es definitiv und davon wird auf Instagram aber reichlich Gebrauch gemacht. Es ist sehr absurd, wenn man zum Beispiel, wie ich für die ISPO nach Instagrammern sucht: Ich hatte nur Frauen, die ihren wohlgeformten Hintern in viel zu engen Leggings in die Kamera halten und dann meist noch in der Hand ein gesponsortes Fitnessgetränk. Die brauch ich nicht auf die Messe einladen. Da kommt die Message nicht rüber. Und genauso ist es bei der Hotellerie auch.

Dieter Bohlen ist kein Blogger!

Katrin: Und die nennen sich ja auch alle Blogger. Neulich hab ich gehört, dass Dieter Bohlen mit seinem Instagram Account auch Blogger ist. Nein! Ist er nicht.

Valerie: Weil du das gerade ansprichst. Sehr bemerkenswert finde ich auch, wenn Leute sagen sie schreiben da “einen Blog” drüber… Da denk ich mir immer, Hammer, da hast du dir was vorgenommen. Oder auch wenn Blogger und Influencer in einem Atemzug genannt werden. Da stellen sich mir die Nackenhaare. Natürlich sind wir irgendwie alle Influencer, aber das was die meinen bzw. die Definition von Influencer ist: ein Instagrammer ist nicht zwingend ein Influencer und ein Blogger vielleicht schon eher, weil nachhaltiger. Das Wording finde ich extrem wichtig. Wie definierst du das?

„Nicht jede Blondine auf Instagram ist ein Influencer“

Katrin: Das ist total schwierig, weil die Grenzen fließend sind. In Influencer ist tatsächlich jemand, der Leute dazu bewegt irgendwas zu tun. Insofern ist Greta Thunberg natürlich die größte Influencerin von allen, weil die Millionen von Kids dazu bringt, sich für den Klimaschutz zu engagieren. Das ist “influence” in seiner reinsten Form.

Influencer gibt es für jede Sparte. Das sind Leute, die die Leute die so denken wie sie oder so sein wollen, zu animieren bestimmte Sachen zu machen. Das können Corporate Influencer sein, wir haben ja wunderbare Frauennetzwerke mit großen Influencerinnen.

Aber das Problem ist, im Kopf von den meisten Leuten, also im Sprachgebrauch, von den meisten Leuten, dass Influencer Leute sind die sich irgendein Produkt zwischen die Brüste klemmen mit dem Hasthag #add oder #Werbung und das ganze auf Instagram posten. Das ist falsch und das tut auch den Leuten, auch einem Großteil der Instagram-Leute unrecht.

Ich muss sagen, dahinter steckt schon eine Menge Arbeit. Das ist nicht nur Fotos posten, da steckt Konzept und Arbeit dahinter. Der Begriff Influencer wechselt, weil es jeder sein kann. Aber: Nicht zwingend jede Blondine ist eine Influencerin. Für mich sind Leute nicht nur Influencer die eine Vertriebskanal bedienen.

Relevanter und informativer Content ist die Kür!

Valerie: Klar, hinter all dem was man auf Instagram sieht, steckt viel Arbeit. Viele gestalten ihre Bilder wie aus dem Fotostudio oder sogar im Fotostudio. Das stimmt.
Aber wie gesagt, es ist snackable und es bringt nichts, das nur zu einer bestimmten Zeit für einen gutlaufenden Hashtag da mitzumachen. Und es sollte kontinuierlich sein.

Und das haben wir ja auch in der Blogparade gesehen. Die Beiträge die es da gab, dass wir Blogger eine Lobby brauchen und das wir relevanten und informativen Content erstellen. Und durch die schnelllebigen Social Media Kanäle geht das ein bisschen verloren. Ich merke selbst, wenn ich eine Weile auf Instagram nichts poste, dann sinken meine Zahlen und ich müsste 24/7 posten.

Katrin: Müsste man tatsächlich. Also das Mark Zuckerberg übernommen hat, ist es komplett zum Vertriebskanal umgebaut worden. Es hat einen hundsgemeinen Algorithmus, der die Leute fast zwingt zu cheaten. Sonst kommst du überhaupt nicht mehr durch, wenn du nicht riesengroß bist und den ersten 10 Minuten 300 Likes auf ein Bild bekommst, geht das Ding unter.

Wenn wir über Hotellerie und Tourismus sprechen, dann wundert mich dass gerade die Europäer das nicht nutzen. Sie setzen auf Influencer usw. aber setzen nicht auf das was ihnen eigentlich bei Instagram helfen würde. Ein Beispiel: Meet the beef ist ein Burgerladen in Düsseldorf und in Frankfurt. Der ist aber überdurchschnittlich bekannt und überdurchschnittlich gut ind en sozialen Netzwerken vertreten. Woher kommt das?

Hoteliers verpassen die Möglichkeiten auf Instagram oder anderen Social Media Kanälen

Katrin: Die haben als einzige erkannt, dass sie mit komplett irrwitzigen Gerichten – die nicht die leckersten – aber die allergeilsten zum Fotografieren sind und eine super Performance auf Instagram erzeugen. Das waren die ersten die diese New Yorker Freakshakes in Deutschland eingeführt haben. Das sind Milchshakes die als Topic Plastikeinhörner, Zuckerwatte oder Käsekuchen, eine Kugel Eis usw. völlig überkanditelt garniert haben. Schwierig zu essen, eine Kalorienbombe hoch 5, aber ein wahnsinnig geiles Bild geben. Die Leute sind da teilweise hin, um das Zeug zu probieren und zu fotografieren.

In San Fransisco gibt es ein Lokal, dass hat sich einen besonderen wiedererkennbaren Fliesenboden legen lassen. Viele Instagrammer machen dort ein Foto von ihren Schuhen und diesem verrückten Fliesenboden. Solche Sachen sind ganz coole Möglichkeiten sich da sichtbarer zu machen und ins Gespräch zu bringen. Das können auch Hotels, Restaurants oder als touristische Destination machen. Das fände ich gut.

Valerie: Tatsächlich instagrammable sein.

Katrin: Ein paar originelle Kisten machen, mit denen man Aufmerksamkeit erregt.

Valerie: Wie denkst du, kann man das über das ganze Jahr machen? Deine Beispiele kann ich ja jetzt nicht jeden Tag posten. Die Instagrammer die sich mit dem Fliesenboden ablichten, verhashtagen das dann und darüber wird man dann gefunden und erreicht Reichweite und Traffic. Das ist dann der Instagram-Auftritt.

Katrin: Genau und dann wäre es schön, wenn man ein paar Blogger hätte, die schon einen ausführlichen Bericht über dieses Lokal geschrieben hätten. Dann hast du eine gute Kombination. Das machen übrigens das Meet the Beef auch. Die machen regelmäßig Burgerrunden für Blogger. Und das finde ich smart.

Hoteliers sollten das nicht unterschätzen, dass man auch lange Texte im Netz braucht. Wie gesagt, das Zusammenspiel aus all diesen Dingen, kann einen unglaublichen Schub verleihen. Und Instagrammer rufen oft unfassbare Summe auf, wenn man dieses Geld vernünftig investieren würde, dann wäre das super. Die Leute neigen leider dazu nur auf das eine Pferd zu setzen. Das ist falsch.

Die optimale Kampagne!

Valerie: Wie sieht für dich die optimale Kampagne aus? In welcher Kombination könnte das ganzjährig gut wirken?

Katrin: In einer idealen Welt überlegt man sich: Was bietet meine Region in jeder Saison, also Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Welcher Content passt dazu? Ist der Herbst z.B. eine tolle Reisezeit für Familien, der Sommer für Wanderer, Frühling schön für Paare, Hochzeiten usw. Kann man im Winter bei uns Schneeschuhwandern oder ähnliches. Oder hat man ein tolles Spa, das saisonale Behandlungen hat. Das ist dann der Redaktionsplan. Anhand dem würde ich mir thematisch einen Mix aus Print-Journalisten, aus Bloggern und Influencern suchen, mit denen ich auch Reisen organisiere. Ich würde es auch nicht als Hotel alleine machen, ich würde die Region mit ins Boot holen.

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Katrin: Dann würde ich ein bisschen mehr machen und die Leute auch hinter die Kulissen blicken lassen. Es ist nichts schlimmer und das kenne ich von Pressereisen, wenn man von einem Marketing-Manager durchs Haus geführt wird, aber das Spa nicht ausprobieren kann oder die Sauna, weil die erst um 16 Uhr öffnet. Da sind Sachen, da sag ich Menschenskinder, jetzt habt ihr eine Menge an Multiplikatoren da, kümmert euch darum und denkt auch an Kleinigkeiten!

Das wäre für mich eine ideale Kampagne. Ich hab zum Beispiel in einem Berghotel mit der Wirtin selber die Kasnudeln gekocht. Sie hat mir das Rezept zugesendet und ich konnte das Originalrezept posten, mit ihr und mir, wie wir diese Nudeln machen. Das ist toll! Das kam unglaublich gut bei den Lesern an. Wie siehst du das?

Nur ganzjährige und kontinuierliche PR ist zielführend

Valerie: Also ich bin auch der Meinung, dass es konstant ganzjährig sein sollte. Auch das Blogger oder Influencer die dabei sind, von deren Followern in Verbindung mit der Destination oder dem Hotel gebracht werden. Nur dann können sie Botschafter sein. Das bist du eine zeitlang und nicht nur bei einer Aktion. Da bin ich ganz deiner Meinung.

Und ich finde es sehr schade, dass es in der Hotelbranche nicht genutzt wird. In der Hotellerie wissen sie nicht was sie mit Influencer-Marketing anfangen sollen. So ist mein Gefühl. Deshalb werden auch Blogger und Influencer Relations unterschätzt. Ein paar wenige machen es, die waren aber auch vorher schon sichtbar. Es muss ganzheitlich gedacht und dauerhaft sein und auf die Zielgruppe abgestimmt sein.

Ich finde es so schade, dass es oftmals so belächelt wird.

Katrin: Und was ich auch sage: Schaut euch einen Blog mal an. Ich blogge hauptsächlich über Nachhaltigkeit und der Name “Hilgerlicous – Luxus ist unsere Natur” bezieht sich auf Natur. Ich versuche tatsächlich den Luxus von frischem Gemüse darzustellen, mir macht das Spaß. Da passt dann natürlich so ein Landidyll Hotel. Da ist alles garantiert regional, saisonal und nachhaltig. Ein Top-Reiseziel und wenn man das kombiniert mit einer Radltour – das war eines meiner letzten Geschichten, wohnen im Landidyll und eben die Radtour in Sachsen. Eine super Sache. Und meine Leser sagen, hey das ist ein Tipp, den nehmen wir gerne auf.

Ich kenne auch Geschichten von Influencern, die von jemandem engagiert werden und weil es kein Programm gab, wieder abgereist sind.

Blogger Relations ist Beziehungsarbeit und braucht Briefing

Valerie: Das ist natürlich extrem schlecht. Meiner Meinung nach sollten Influencer schon selbst auf Ideen kommen. Aber es ist natürlich wichtig, vorher darüber zu sprechen, was erwartet wird. Also die Beteiligten auch einfach briefen. Es ist nur einfach eine Buchung, sondern Beziehungsarbeit und das Ziel muss klar sein.

Katrin: Solche Sachen passieren halt und können auch passieren. Aber man muss einfach daran denken, dass es keine Journalisten sind, sondern zu Ruhm gekommenen Studentinnen.

Valerie: Von Vorteil wäre ja ein Briefing und das das Ziel der Kampagne klar formuliert ist. Wie sollte man denn so Blogger Relations aufbauen?

Katrin: Idealerweise denkt man vom Ziel her. Das sage ich auch in Seminaren. Was soll dabei rumkommen?

Was ist dein Ziel, dass du mit Blogger Relations erreichen willst?

Katrin: Will ich einen Abverkauf von Hotelbuchungen über Instagram erreichen? Dann würde ich mich als Hotelier an eine gute Marketingagentur wenden, die das handlen kann. Die aus Erfahrung sagt, die 20 Influencer die schaffen es, dass bei euch 8000 Buchungen eingehen. Wenn das das erklärte Ziel ist auf die Schnelle Umsatz zu machen, dann ist das okay. Das kostet aber auch eine Stange Geld. Das ist sicherlich nicht nachhaltig. Davon hast du nichts, aber es wäre ein Ziel.

Wenn du wirklich überlegst, ich hab mein Hotel und ich stehe für irgendwas. Für Familienurlaub, saubere Urlaub, für Heimatgefühl, für eine Philosophie. Dann kannst du dir überlegen, wie bringst du die rüber? Wer könnte das für mich erreichen? Dann musst du schauen – idealerweise, wenn du das über das ganze Jahr machst – was schreiben Reiseblogger, Nachhaltigkeitsblogger (wenn du nachhaltiges Hotel bist) oder Modeblogger (wenn du ein Designhotel bist) und dann solltest du dich mit denen auch mal unterhalten.

Wie seht ihr das? Was könnten wir gemeinsam machen? Was wäre eurer Schwerpunkt? Was wollt ihr, was braucht ihr, was bekommen wir?

Wenn du das machst und sagst die Beiträge sollen langfristig im Netz bleiben, dann bekommst du das. Gute Blogger wissen, wie sie einen Beitrag auch für die Suchmaschine aufbereiten. Dann hast du vernünftige und persönliche Berichte mit schönen Fotos. Blogger bringen meiner Meinung nach die Sachen glaubwürdig rüber. Das ist wertvoller als ein Reisekatalog, das ist wertvoller als ein Bild, dass ganz schnell im Instagramfeed verschwindet.

Blogbeiträge haben einen direkten Transfer. Wenn du im Printmagazin etwas über ein Hotel liest, musst du erst ins Internet und suchen, bei einem Blogartikel setzt du den Link und hast als Hotel sofort den Traffic.

Wo beginnt die Customer Journey?

Valerie: Ich hab auch einen Podcast und Blogartikel über Suchmaschinenoptimierung auf meinem Blog. Der heißt “5 Tipps für Suchmaschinenoptimierung und wie du unabhängiger von Online-Reisebüros wirst” und darin sprechen meine Gesprächspartner davon, dass die informationelle Suche immer noch die meisten Chancen bietet, über die ein Hotel gefunden wird. Denn bevor der Gast bucht, sucht er vermutlich erst mal nach “Strandurlaub” “Wandern in…” usw.

Da musst du dir dann die Frage beantworten: Wo beginnt die Customer Journey? Als Urlaubsreisender suchst du nach Aktivitiäten, als Geschäftsreisender eher nach einem Hotel mit guter Verkehrsanbindung oder Tagungshotel. Das kann abgedeckt werden durch einen Blogbeitrag, wodurch dich potenzielle Gäste finden. Und ein Blogbeitrag ist nicht nur eine schön geschriebene Geschichte mit Bildern, sondern kann durch gutes SEO gut auf Google Seite 1 ranken und so potenzielle Interessenten auf die Website bringen und zu einer Buchung führen.

Verwende Beiträge auf der eigenen Website!

Valerie: Das ist möglich auf der eigenen Website oder über einen Link von einem Blogger, der durch die Kooperation über das Hotel geschrieben hat.

Katrin: Das kommt auch noch dazu. Da sagst du was total richtiges. Das ist geiler Content den du auch über seine eigene Website und Social Media Kanäle spielen kann. Das ist etwas was auch zu Blogger Relations gehört. Artikel oder Bilder die du bekommst, musst du auch weitertragen.

Inhalte weitertragen – Sharing Is Caring 😉

Valerie: Ich hab zum Beispiel einmal eine Artikelserie über digitale Tools geschrieben. Einer dieser Anbieter hat das entdeckt und EINMAL geteilt. Damit gewinnt man halt keinen Blumentopf. Und mich noch nicht mal markiert auf Social Media – ich hab das nur durch Zufall gesehen. Der Ablauf sollte schon so sein, dass dann auf Social Media verlinkt wird. Nur so wird das nochmal multipliziert und weitergetragen.

Dann hätte ich mich auch zeitnah dafür bedanken können. Denn die haben was davon und ich hab was davon, wenn es geteilt und ich markiert werde. Nur so kann dann vielleicht in den Kommentare ein Dialog entstehen. Das ist auch was, was viele nicht auf dem Schirm haben, hab ich das Gefühl.

Katrin: Ich weiss gerade nicht ob wir darüber gesprochen haben, aber ich hab von jemandem gehört, der hat dann gesagt “Ja da machen wir ja Werbung für diese Bloggerin”. Und ich sagte, ja und? Die macht gerade Werbung für euch, ihr Honks! Da war ich schon sehr erstaunt.

Valerie: Ja eben… Ich folge einigen Accounts und die posten meistens auch nur ihr eigenes Zeug. Auch bei Bloggern hab ich das schon gesehen und posten grundsätzlich nur ihren eigenen Content. Gerade bei Twitter ist es doch so einfach etwas zu retweeten und ein Statement dazu zu schreiben.

Katrin: Ich versuch das regelmäßig zu machen und finde ich wichtig.

Valerie: Ich auch! Und allein dadurch entsteht ja wieder ein Netzwerk. Das können und dürfen auch Unternehmen und das können und dürfen auch Hotels. Da höre ich auch die gleiche Aussage, die du genannt, da mach ich Werbung für den Blogger. Ja und?

Katrin: Es gibt auch Leute die sagen, sie folgen niemand der retweetet. Das ist so anstrengend. Und diese Leute haben meiner Meinung nach den Sinn von Social Media nicht verstanden.

Es geht um Sharing, denn Sharing ist caring. In USA ist es anders. Da teilen die Leute großzügig Content der ihnen gefällt. Das ist in Deutschland verpöhnt.

Man muss auch gönnen können

Valerie: Ich glaube das ist auch eine Eigenschaft. Das ist irgendwie vielleicht in der Gesellschaft verankert. Dem anderen nichts gönnen – keine Freude, keine Reichweite – oder noch nicht mal den Dreck unter den Fingernägeln. So empfinde ich das. Wir haben irgendwann verlernt freundlich zu sein und das wir miteinander mehr erreichen könnten, als wenn wir gegeneinander arbeiten. Und da gibt es Menschen da draußen die das nicht verstanden haben.

Katrin: Ja das ist leider so. Das hat sich auch bei der Blogsphäre geändert. Die gönnen sich gegenseitig auch nicht das Schwarze unterm Fingernagel. Das ist leider wahr.

Wissen vermehrt sich wenn man es teilt

Valerie: Gerade durch Verlinkung entsteht ein riesiges Netzwerk wie das Internet und Tim Berners-Lee hat sich da schon was dabei gedacht. Gleichzeitig gibt es so viele im Online-Marketing die genau das runterbeten, dass man teilen soll etc., liken und sharen und es selbst nicht machen. Ich hab das Gefühl da wird mit zweierlei Maß gemessen.

Katrin: Die Leute wollen immer das man ihren Schmarn teilt, aber sie teilen es nicht selbst.

Leider hat auch das Kommentieren und Liken auf Blogs abgenommen. Das macht die auch ein bisschen unattraktiv. Bei Facebook usw. gibst du halt ein “Daumen hoch” oder schreibst was dazu. Das kommt dem Blog nicht zu Gute.

Mein Blogbeiträge teile ich auch auf meiner privaten Facebook-Seite. Ich teil es auf Twitter usw. Dann kommentiert ein Haufen auf Twitter, auf der privaten Facebook-Seite, ein Teil auf der Blogseite. Eigentlich müsste man das alles sammeln, dass die Leute sehen, welche Debatte ein Artikel auslösen kann. Aber kein Marketingmensch macht sich diese Mühe.

Es kommt im Block defacto nicht zugute weil also bei mir ist es nicht so dass ich z.b. meine Blog Aktivitäten auf Facebook nur auf meiner Blog Webseite.

Facebook ist tot

Valerie: Ich hab kaum Kommentare, auch nicht auf Social Media. Nur wenn meine Artikel stark polarisieren, wie zum Beispiel der über den Mythos vom Fachkräftemangel – ich glaube daran nicht – da hab ich dann ein paar Kommentare sogar unter dem Blogbeitrag erhalten. Anscheinend tickt so der Mensch, dass er nur kommentiert oder agiert, sobald er extrem getriggert wird.

Wenn ich neutral schreibe und erklärend, bekomme ich kein Feedback. Das heißt, ich müsste rumstänkern, damit meine Zielgruppe in Wallung kommt und kommentiert und reagiert.

Katrin: Richtig.

Valerie: Das ist nicht nur in der Hotellerie so, sondern weit verbreitet. So tickt scheinbar der Mensch.

Polemik hilft für Kommentare – tickt so der Mensch?

Katrin: Es heizt sich auf. Das ist vielleicht auch eine Sache von dem “snackable content”. Du siehst was, hast eine catchy Überschrift, zack! like. Und auch die Fake News Geschichten, führe ich auch darauf zurück, dass die Leute nur die Überschriften lesen. Das erlebe ich ganz häufig. Die Überschrift muss schon fast pornös sein.

Ich hab was geteilt da stand drauf “Nein, wir Verbraucher wollen das nicht” – das ging durch die Decke. Das funktioniert ja, da geb ich dir recht. Dabei ging es nur um eine App mit der man seinen Unmut gegen zu große Plastikverpackungen kund tun kann.

Snackable Content & Fazit über Blogger Relations

Valerie: Wenn wir jetzt wieder zum snackable Content vom Anfang zurückkommen, dann haben wir doch eine den Kreislauf von Blogger Relations gut beschrieben. Was wir uns vorstellen, welche Wünsche und Träume wir haben und wie die optimale Blogger Relation aussieht, haben wir doch alles gesagt, oder?

Katrin: Das war ein super Gespräch, Valerie. Es hat mich sehr gefreut, dass du mir die Plattform gibst und ich diese Sachen mal äußern durfte.

Ich würde mich wahnsinnig freuen, das wäre mein Schlusswort, wenn wir gemeinsam mit Hoteliers und Gastronomen in den Dialog gehen. Vielleicht als Podiumsdiskussion. Warum macht ihr die Werbung so wie ihr sie macht? Woher kommen die Ideen, wer sagt euch das? Warum gebt ihr viel Geld für blöde Printbroschüren aus?

Valerie: Das finde ich klasse! Eine gute Idee und ich hab auch schon darüber nachgedacht eine Veranstaltung für Hoteliers zu organisieren, bei der genau über solche Dinge gesprochen wird. Und wo man ins Gespräch kommt. Das ist das was ich möchte. Genau deshalb hab ich auch die Reihe “Stimmen für die Hotellerie” auf meinem Podcast ins Leben gerufen. Mein Wunsch ist es das zu erweitern und Offline umzusetzen. Auf eine Bühne, in einen Raum oder mit einem Barcamp. Da bin ich noch am Konzept und dann an der Umsetzung.

Katrin: Ja dann, count me in!

Valerie: Danke Katrin für dieses Gespräch, es war klasse mit dir zu reden!

Katrin: Es würde mich freuen, wenn wir uns mal sehen. Tschüss!

Über die Gesprächspartnerin: Katrin Hilger, Bloggerin bei Hilgerlicious

Katrin Hilger von Hilgerlicious im Podcast über Blogger Relations, Instagram Influencer und Sex sells: Warum Hoteliers die richtige Wahl treffen müssen!

Ich beschäftige mich beruflich und privat mit Social Media. Ich unterstütze als freie Beraterin Firmen bei ihren Aktivitäten mit Bloggern und Influencern, und schreibe selbst den Blog Hilgerlicious – Luxus ist unsere Natur, einen Nachhaltigkeitsblog. Ansonsten bin ich: Münchnerin, freie Redakteurin, Archäologiefan, Modenärrin und Foodie. Das Thema Tourismus ist so eine Herzensangelegenheit von mir, ich bin überzeugt, die Branche schöpft bei weitem ihr Potenzial nicht aus. Weder die Gastronomie, noch Hotels oder Destination…

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Valerie Wagner Journalistin & Podcasterin
… und ich bin leidenschaftliche Podcasterin und Journalistin. Ich hoste vier Podcast-Sendungen. Zwei produziere und hoste ich selbst: Die Podcast-Reportage ist ein Interview-Podcast in dem ich mit interessanten Menschen und Experten spreche. Im Text & Podcast Podcast zeige ich dir wie du einen Podcast startest und dran bleibst. Im Format Follows Story Podcast den ich mit Heike Stiegler co-hoste, geht’s um Geschichten. Und im Die Büchestaplerinnen-Podcast spreche ich regelmäßig mit Antje Tomfohrde über Bücher. Außerdem schreibe ich journalistische Texte für Magazine und bin Mitglied im Redaktionsteam des DFJV-Podcasts.

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Kommentare

5 Antworten zu „Blogger Relations, Instagram Influencer und Sex sells: Warum Hoteliers die richtige Wahl treffen müssen!“

  1. Aktuell mache ich bei der meetthebloggerde19 Challenge von Anne Häusler mit und heute war das Thema “Traumprojekt”. Seit dem Podcast mit Katrin, geht mir eine eigenen Veranstaltung nicht mehr aus dem Kopf. Und die gute Nachricht: Ich hab schon eine Location. Eine Traum-Location zum Traumprojekt! 🙂Jetzt fehlt nur noch das Datum, das Programm und die Teilnehmer. Hast du Wünsche? Antworte mir gerne in den Kommentaren.

  2. Lieben Dank für deine ehrliche Analyse. Ich finde es auch total ätzend, das viele Frauen ihren Körper und Fitnessprodukte über Instagram Vermarkten und das Hauptziel ” Bloggen” dadurch eher Zweitrangig ist. Ich wünsche mir für die Zukunft, das Blogger mir die Kaufentscheidung erleichtern und relevanten Inhalt liefern, der mir persönlich in der Entwicklung hilft, so wie dein Interview.

    1. Hallo Peter,

      vielen Dank für deine Meinung. Instagrammer sind ja nicht automatisch Blogger. Genau das muss man differenzieren und wird leider oft verwechselt. Blogger verteilen ihren Content über Instagram, in den Stories oder im Feed, nutzen die Plattform aber nicht um hauptsächlich ihre Inhalte an die Follower zu bringen. Instagrammer hingegen schon. Hotels sollten sich deshalb genau ansehen, welche Art von Bilder und welche Art von Text auf Instagram zu finden ist.

      Grüße
      Valerie

  3. Vielen Dank für Eure Impulse! Super Idee mit Eurem Event. Ich wäre dabei😉

    1. Liebe Uta,

      Danke für deinen Kommentar! Na dann sollte ich mir doch mal ein Format überlegen! 👍

      Grüße
      Valerie

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